Basteldiesel - fit für den Sommer

    • Die Fähre zu finden und Tickets zu kaufen erwies sich als recht unkompliziert und ich glaube um 13:00 warn wir auf der Fähre und es ging los. Blick von der Fähre. Leider entstand das Foto zum falschen Zeitpunkt, das Gerät macht nämlich richtig ordentlich Feinstaub wenns beschleunigt. War nett anzusehn! Der Abschied von Europa war nicht im Geringsten irgendwie traurig, schließlich war das Wetter Mist und drüben schien die Sonne zu scheinen. Nach der Fähre hatten wir so richtig Bauchmuskelkater, der Seegang war zwar kaum zu sehen aber heftig zu spüren! Man konnte als Ungeübter nicht gerade laufen, lief zwischen den Sitzreihen und Gängen durch wie besoffen, man brauchte die ganze Breite von 2-3 Metern. Die restlichen Passagiere saßen alle brav da und bewegten sich nur zum Rauchen oder aufs Klo. Dabei hatte es aber einen enormen Unterhaltungswert, total albern rumzuschwanken, sich darauf konzentrierend, überhaupt auf zwei Beinen gehen zu können und sich dabei vor Lachen nicht in die Hose zu machen... Wir hatten einen Heidenspaß!
      Draußen auf der Fähre wars eklig aber interessant und wir sahen sogar Delphine springen! Trotz Kälte, Nässe und Wind war die Stimmung nicht getrübt.

      Wie erwartet kam es auch: gleich drüben aufm andren Kontinent herrschte Chaos, obwohl Ceuta noch zu Spanien gehört und die Grenzabfertigung quasi erst nach der Überfahrt stattfindet. Polizeisirenen, Lärm, Getümmel. Kann ja heiter werden! Und das wurde es auch. Wir fuhren ganz kurz vor der Grenzstation nämlich gerade an einer Tankstelle vorbei und ich erhaschte einen Blick auf eine Situation, die in Deutschland undenkbar wäre: Da waren bestimmt 30 Leute an der Tanke und 5-8 Leute waren gerade dabei, einen Roller auf dem Kopf herum zu schütteln, um den wahrscheinlich falsch getankten Sprit aus dem Tank zu bekommen. Gefäß drunter? Fehlanzeige! Einfach auf den Boden. Ich hab mich schier nicht mehr gekriegt vor Lachen, wie selbstverständlich das da gehandhabt wurde. Mit Tränen in den Augen gings dann an die Grenze.

      Vor Lachen noch total überfordert, ließen wir uns dann doch tatsächlich auf zwei der Helfer dort ein, obwohl wir das eigentlich nicht wollten. Die Typen waren einfach megasympathisch! So ein Grenzübertritt ist alles andere als selbsterklären. Dort gibts ein paar Häuschen, wo man sich die Einreisezettel holt, die man dann ausfüllt und dann dort mitsamt Papierkram wieder abgibt. Weil dort aber solch ein Getümmel ist, nix angeschrieben ist, es keine richtige Schlange gibt und man halt irgendwo parkt, blickt man erstmal garnix. Wir wussten ja auch nix von dem Prozedere. So als hätte man sich nicht vorher informieren können... Jedenfalls halfen uns dabei 2 Marokkaner und ich muss sagen: es war gut so. Nicht weil es nicht möglich wäre, das selbst hinzukriegen. Nein, die zwei waren einfach herrlich drauf! Beide konnten recht gut Deutsch, was sie nach eigener Aussage ausschließlich durch ihre Tätigkeit dort an der Grenze gelernt hatten. Also wer da mal selbst rüber will: sofern die Typen sympathisch sind: helfen lassen, ists echt wert! Es gibt aber auch tierisch aufdringliche und seltsame Typen dort, die nerven nur. 20min und alles war erledigt, wir drüben. Kontrolliert wurde lediglich das Papierzeugs und der Kofferraum. Die Klappe wurde aber gleich wieder zugehauen, da stand nämlich der halb eingetrocknete unappettitlich aussehende Linsen- und Bohneneintopf ganz oben aufm Gepäck und das sah wohl nicht sonderlich einladend zur weiteren Kontrolle aus...

      Kurz nach der Grenze bot sich dieses Bild: Altbenze! Hauptsächlich W123er als Taxen. Und weil das Fotografieren so schön ist, strahlt die Fotographeuse natürlich.

      Und weil ich jetzt erstmal genug habe und mich um die Aufstellung einer Hebebühne in der Scheune kümmern muss und auch noch nen leichten Heckschaden am Basteldiesel richten werd, folgt die Fortsetzung irgendwann die Tage...

      Gruß Jo
    • Gullideggl schrieb:


      Kurz nach der Grenze bot sich dieses Bild: Altbenze! Hauptsächlich W123er als Taxen. Und weil das Fotografieren so schön ist, strahlt die Fotographeuse natürlich.



      jup wart mal ab wenn du weiter rein kommst ins Landesinnere... es sind jede Menge W201 unterwegs, hab einen unter 1000enden ohne Beulen gesehen, und die W123 sind teilweise sowas von Krumm das man Angst hat da einzusteigen und trozdem sind die da mit 6 - 8 Mann auf der Landstrasse unterwegs....
      sind auch jede Menge W124er und ein paar W126er unterwegs...

      und viel Spaß bei dem Verkehr, mir hat´s höllisch Spaß gemacht da zu fahren ... :yo

      mfg
    • jup wart mal ab wenn du weiter rein kommst ins Landesinnere... es sind jede Menge W201 unterwegs, hab einen unter 1000enden ohne Beulen gesehen, und die W123 sind teilweise sowas von Krumm das man Angst hat da einzusteigen und trozdem sind die da mit 6 - 8 Mann auf der Landstrasse unterwegs....
      sind auch jede Menge W124er und ein paar W126er unterwegs...

      und viel Spaß bei dem Verkehr, mir hat´s höllisch Spaß gemacht da zu fahren ...


      Wir haben hauptsächlich W123er gesehn. Strichachter gibts auch noch einige, je nach Region. Wir waren allerdings wenig an der Atlantikküste unterwegs, dort gibts weniger alte und auch viele "neuere" Benze, gerade 201er und 124er. Dort sitzt halt einfach mehr Geld. Der W123 war in den von uns befahrenen Gegenden absolut in der Überzahl! 201er waren im Gegensatz zu den 123ern allesamt in recht gutem Zustand (für dortige Verhältnisse), richtige "Ratten" hab ich keine gesehen.
      Die Karossen der 123er sind teilweise so verzogen, dass man mit bloßem Auge sieht, dass die Spur in allen denkbaren Variationen total verstellt ist und wohl auch nicht mehr ohne Vorschlaghammer oder Richtbank (eher ersterer) einstellbar ist. Türen werden gekürzt, damit sie in die verbogenen Karossen passen...

      Zu fahren ists dort angenehm, auch wenns zahlreiche Idioten gibt. Ich finde auch, dass die Marrkaner überwiegend defensiv fahren, lange nicht so schlimm wie ich mir das vorgestellt hatte. Fahren war dort kein Problem. Der Verkehr ist aber nicht vergleichbar mit hier, meist war da überland vielleicht 10% der Verkehrsdichte im Vergleich zu Deutschland. Städte ausgenommen.

      Gruß Jo
    • weiter gehts...

      Ich glaube es war etwa 16 Uhr Ortszeit als wir dann in Marokko waren, wir wollten Geld wechseln, noch etwas Strecke machen und uns dann einen Nachtplatz suchen. Der Spontane Streckenplan war in etwa so: Ein Stück am Mittelmeer lang und dann irgendwann südlich. Wir wollten einfach nur endlich gutes Wetter. Es regnete zwar nicht dauernd, war aber kühl und windig.

      Als erstes kamen wir dann auf eine mautpflichtige Autobahn Richtung Tetouan. Im Gegensatz zu Frankreich sind hier die Autobahnen (zumindest für Touristen) bezahlbar, ~50ct kostete der Spaß. Wir wollten dann die N16 direkt an der Küste lang fahren und fanden die auch recht schnell. Und schon gings los, der Basteldiesel wurde geschunden: Die N16 ist derzeit ne fette Baustelle, die Straße wird offenbar ausgebaut. Es ging also direkt über eine Matschpiste, mit Wasser gefüllte Schlaglöcher ohne Ende, das Wetter total eklig. Ständig bekam das Auto ordentlich Schläge aufs Fahrwerk, die man in Deutschland auf öffentlichen Straßen praktisch nie abkriegt. Es war allerdings nicht weiter wild, schließlich hatte ich den Unterfahrschutz ordentlich robust ausgelegt, daher hatte ich erstmal keine Sorgen ums Auto. Die Strecke war sehr interessant, es geht durch einige Dörfer und die Landschaft am Meer ist auch toll, lediglich war die Sicht nicht gut und daher der Spaß getrübt. Die Suche nach einem Nachtplatz fingen wir praktisch schon zu Beginn der N16 an, sie entpuppte sich aber als sehr schwierig, gerade bei dem Wetter mit praktisch Null Traktion auf Schlamm wollte ich nicht irgend einen der wenigen abseits führenden Wege fahren, direkt neben der Straße gings entweder den Hang hoch oder runter zum Meer. Wir hielten also einfach Ausschau und hofften, dass sich da was auftun würde, allzu lang würde es nicht mehr hell sein. Schließlich ist es in Marokko schon ne Stunde später als bei uns, d.h. um 8 wars kuhnacht. Und tatsächlich: Nach 30-40km Strecke stand fast direkt neben der Straße ein Mobilfunkmast etwas erhöht mit befahrbarem Weg hoch. Also umgedreht und hochgefahren. Da oben war das Auto weitgehend sichtgeschützt, die Straße verlief unterhalb und man konnte nicht hochschauen. Außerdem bot sich ein schöner Blick aufs Meer und ins Tal wo ein Fluss ins Meer floss. Sofort war klar: hier bleiben wir!

      Noch etwas kochen, Katzenwäsche und wir zogen uns ins warme Auto zurück, draußen wars sehr windig und ekelhaft. Also ein bisschen Karte studiert und im Reiseführer geschmökert. Wir schliefen wie eigentlich immer sehr gut, kein Wunder, wenn draußen immer wieder der Dieselsound eines W123 zu hören ist, wenn vor der Kurve mit Zwischengas runtergeschaltet wird oder bergauf der Motor fast Am Drehzahllimit läuft. Schön, das! Am nächsten Morgen wollten wir nach kurzem Frühstück (im Wesentlichen: Kaffee!) auch recht zügig weiter, südlich müsste das Wetter bedeutend besser sein! Außerdem kamen wir auf der Matschstraße recht langsam voran auch wenn ich keineswegs zimperlich unterwegs war. Die vielen Serpentinen an der Küste entlang machen die kurze Strecke doch recht lang. Ich hab dann noch alle Reifen wieder aufgepumpt, vorne links fehlte ordentlich Luft. Außerdem wurden die Scheiben gewaschen, das Auto sah aus wie Sau. Gefiel uns beiden aber recht gut :spiteful: An der warmen Kleidung sieht man deutlich: es war echt nicht schön dort...

      Als wir losfahren wollten, wollte der Motor nicht wie gewohnt nach einer halben Sekunde Anlasser mit einem *RUMMS!* anlaufen. Nix ging. Hmm. Erstmal hab ich natürlich gestutzt, da kann ja was ganz und gar nicht stimmen, irgendwie glüht da nix vor... Weil ich mir aber keine Gedanken machen wollte und es zu eklig war, da genauer zu schauen, wurde der Motor einfach angeorgelt, es befand sich sowieso fast reiner Diesel im Tank und nach 30 Sek Orgelei lief die Mühle als wäre nie was gewesen. Hätte ich die Batterie leergeorgelt, wäre das kein Problem gewesen, es war genug Verkehr unterwegs und ein Starthilfekabel an Bord. Trotzdem machte ich mir die ganze Zeit über Gedanken, was da wohl nicht stimmen könnte. Warm sprang der Motor wie gewohnt bestens an. Musste also mit dem Glühgeraffel zu tun haben und ich schobs erstmal aufs Vorglührelais, das wollte ich irgendwann durchprüfen. Erstmal stand Fahren an, also wieder auf die Straße. Matsch ohne Ende... Baustelle und kein Ende in Sicht. Auf der Schlammstrecke waren überwiegend W123 unterwegs, Lastwagen und Busse fuhren auch, die total verschlammte Straße schien den Alltag dort nicht aufzuhalten. Ruth als W123-Fahrerin freute sich natürlich auch über jeden W123, der um irgend eine Kurve oder über eine Kuppe angefahren kam. Die Leute bewiesen Geschmack. Allerdings sahen wir später nirgends mehr W123 in unwegsamem Gelände fahren, es war also schon eine Ausnahmesituation dort.

      Wir fuhren mit einigen Pausen durch bis El Jebha. Unterwegs musste man öfter anhalten, wenn Bauarbeiten im Hang abliefen. Das sah dann so aus, dass einer mit roter Fahne vor der Gefahrenzone stand und die Autos stoppte, oben im Hang stand dann meist ein Bagger oder eine Planierraupe und schob massig Geröll und Dreck runter, der dann auf die Straße fiel und diese komplett blockierte. Kurz darauf fuhr dann einer mit nem Bulldozer entlang und schob die Straße wieder frei. Zeichen zum Weiterfahren, nochmal nett gegrüßt, ein "welcome" vernommen und weiter gehts! Schon hier zeigte sich, dass sich die Marokkaner über Touris freuen und irgendwie stolz darauf sind, dass Europäer ihr Land bereisen.

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    • Ich glaube es war dann in El Jebha, wo wir dann so langsam ins Landesinnere fahren wollten. Jedenfalls sahen wir im Ort noch einen Markt, der sehr urtümlich aussah. Wir brauchten sowieso noch allerhand Essen und hielten an. Der Markt war schon krass. Wir wurden wirklich angeschaut wie die ersten Menschen, Touristen scheinen in dieser Gegend wirklich nicht sehr oft unterwegs zu sein. Leider sind sämtliche Bilder vom Markt futsch. Es gab aber allerhand zu sehen, z.B. wurden an einem Stand Körbe verkauft, die aus alten Autoreifen gefertigt waren. An einem anderen Stand musste ich schmunzeln, dort gabs von Sandalen bis zum Miniradio alles zu kaufen doch eines zog meine Aufmerksamkeit auf sich: direkt neben den Sandalen lagen doch tatsächich zwei auf Pappe mit Folie eingeschweißte Päckchen mit metallenen Halbschalen. Irgendwie kamen mir die Farben und die Teile bekannt vor: das werden doch nicht etwa Pleuellagerschalen sein? Oh doch! Von Kolbenschmidt, made in Germany. Man muss dazu sagen, dass es dort keinen anderen Artikel gab, der auch nur annähernd in die Kategorie Autoteile, Werkzeug oder sonstiges passte! Ansonsten nur Ramsch. Keine Ahnung wo der die Lagerschalen herhatte, jedenfalls lagen die da auf dem Boden neben Sandalen zum Verkauf...
      Wir kauften Orangen, Bananen, göttliche Oliven und einiges Gemüse zum Spottpreis. Absolut genial, frisches leckerstes Essen! :jippii

      Wir furen danach auch gleich weiter, schließlich brauchten wir erstmal nix mehr. Es sollte nun also durchs Rif-Gebirge gehn, da durch, wo der Reiseführer eher warnt, man solle nicht großartig anhalten und sich auf aufdringliche Haschischdealer gefasst machen. Es soll dort vorgetäuschte Reifenpannen geben, man soll überall angesprochen werden und an jeder Ecke steht jemand, der Zeichen gibt: ich hab was zu verkaufen!
      Leider liegen die Aufschriebe nicht hier, die werd ich die Tage herholen, um den Bericht exakter schreiben zu können. Ich meine abe, wir sind über Ketama auf die N8 gefahren Richtung Fes.
      Jedenfalls gings dann los ins Rif-Gebirge. Schon beim Warten, bis ein Bulldozer die Straße freigeräumt hatte, wurde uns Haschisch angeboten und ein paar Jungs rauchten nen Joint beim Warten. Natürlich lehnten wir recht forsch ab, kommt mir nicht ins Haus (Auto), sowas!

      Landschaftlich ist das Rif-Gebirge der Hammer, mir gefällts sehr gut, die grünen Hügel und schönen Serpentinenstraßen sind echt toll! Und kaum waren wir "drin", gings auch schon los. Ständig Handzeichen oder ein lautes "SCHHHHH!" als Zeichen: "Hier gibts Haschisch!" Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass es derart krass offensiv und öffentlich abgeht, von Heimlichtuerei keine Spur! Wir fühlten uns nicht mehr sonderlich wohl, als wir dann aus Ketama heraus eine Eskorte von 6 Autos hatten, die immer wieder überholten und zum Seitenfenster fett grinsend ihre Tütchen raushielten, ein gutes Stück weiter anhielten und wieder mit den Tütchen wedelten. Nene, so nicht, Jungs! Wir wollten ja sowieso Strecke machen und fuhren einfach weiter, grinsten nicht zurück, sondern lehnten forsch ab. Die Waren dann auch schnell wieder weg, kein einziger war unfreundlich. Aufdringlich, ja. Unfreundlich oder aggressiv war nicht einer. Vielleicht lags daran, dass wir beide durch Handzeichen oder Nichbeachten auch sehr klar deutlich machten, dass wir definitiv nicht als Kunden in Frage kamen und das auch nicht lustig finden. Unsre langen Haare und das Deutsche Kennzeichen sagten denen natürlich was anderes. Wer ins Rif fährt, scheint kiffen zu wollen. Außerhalb der Städte wars ruhig, insgesamt war die Durchfahrt sehr gediegen. Man fährt so durch die Landschaft und plötzlich ZACK! wirklich unüberriechbar, weht einem der Duft von irgendeiner Plantage in die Nase. Wir dachten erst, das kann nicht sein, passt zu gut ins Klischee. Aber es ist tatsächlich so: man riecht das Kraut wachsen! Und damit das Klischee auch komplett erfüllt war, mussten wir noch an einer vorgetäuschten Reifenpanne vorbeifahren. Die war allerdings etwas stümperhaft, die Jungs, die dort liegen geblieben waren, hatten alle moderne Lederjacken und Jeans an und sahen nicht wie die gewöhnlichen Einheimischen aus. Die hatten irgendwoher Geld und woher ist klar. Die alte Karre passte dazu gar nicht. Ich weiß nicht, mit welcher Masche die einem das Zeug dann andrehen wollen, wenn man tatsächlich drauf reinfällt, wir wollten es jedenfalls nicht rausfinden. Insgesamt war uns das alles noch recht suspekt und es war klar: erstmal südlicher kommen!

      Wir fuhren an diesem Tag auch noch recht weit und fanden wieder einen schönen Nachtplatz, der allerdings nicht einfach zu befahren war weil der Weg richtig lehmig-schlammig war. Drunter waren aber Steinbrocken und so wühlte sich der Basteldiesel mit einer Geschwindigkeit von 30cm/min die letzten zwei Meter hoch. Erst musste der Schlamm weggewühlt werden, bis der Reifen auf nem Brocken kurz Grip bekam und 10cm weiterkraxelte. Gefahr, stecken zu bleiben bestand keine, rückwärts wäre gut gegangen, es war sausteil. Wir standen dann in nem Olivenhain, hörten vom nächsten Hof Hahn und Esel schreien, kochten noch und zogen uns dann ins Auto zurück, als es anfing zu regnen. Das GPS wurde ausprobiert, die Karten weiter studiert. Die Koordinaten habe ich aufgeschrieben und werde die nachreichen.
      Der nächste Morgen war wunderschön, das Tal vom Nebel durchzogen und der Basteldiesel stand in der Sonne, die zwischen den Olivenbäumen durchschien. Weils dort aber dermaßen matschig war, fuhren wir bald weiter. Man konnte da nicht wirklich laufen, sofort klebten 5cm Lehm an den Schuhsolen, beim nächsten Schritt 10cm. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass selbst die Vorderreifen dick mit Lehm voll waren.

      Weiter gehts die Tage, wenn ich die Aufschriebe habe.

      Vielleicht werd ich heut am Basteldiesel das Motorlager wechseln oder die Handbremse endlich mal richten.

      Gruß Jo
    • THX für die positive Rückmeldung! Und es geht weiter...

      Mittwoch 16.03. um 7:20 Uhr gings wieder on the road. GPS: N34.0877 W04.7788 war der Nachtplatz. Ich geb die Koordinaten in dieser Form an, braucht man dann nur zu kopieren und bei Google Maps einzugeben, schon hat mans auf der Karte.

      Weil das Wetter noch immer Mist war, wollten wir wieder etwas Strecke machen. Also gings nach nem Kaffee auch direkt los über Boulemane hoch auf den mittleren Atlas. Dort auf der Hochebene wars echt cool, irgendwo kamen wir sogar in leichtes Schneegestöber, es blieb aber nix auf der Straße liegen. Ein Räumfahrzeug mit massig Schnee an der Schippe kam uns auch entgegen, das hatte wohl eine Passstraße geräumt. Auf einer recht langen Hochebene gings zum ersten Mal durch ziemliche Pampa, da war einfach nur eine kerzengerade Straße und kein Ende in Sicht... Unterwegs wollten wir einkaufen und hielten in einem kleinen Dorf. Vor allem Brot wollten wir kaufen, also erstmal die zwei Frauen dort gefragt. Ein kleines Mädel stand auch noch teilnahmslos daneben und beobachtete uns möglichst unauffällig. Ist ja schon was Besonderes: Touris hier und die halten doch tatsächlich an und fragen nach Brot. Blöd, wenns kein Brot gibt. Die zwei unterhielten sich kurz wild, dann sprang eine hoch ins Haus und brachte ein halbes Brot. Ablehnen wäre total blöd gewesen und wir freuten uns natürlich, das würde erstmal reichen. Wir kauften noch allerhand andren Kleinkram wie Nüsse, Schokoriegel und Wasser. Der Knaller an der ganzen Sache war, dass jeder einzelne Artikel separat abgerechnet und bezahlt wurde, die konnten wohl nicht wirklich rechnen. Jedenfalls hatten alle nen Heidenspaß, sich mit Händen und Füßen und schlechtem Französisch zu unterhalten. Als wir fertig waren mit Bezahlen, wurde noch ein wenig hin und her geredet, woher, wohin blablablubb und quasi beim Verabschieden, die Situation war gerade sowieso schon total locker, beginnen sich die beiden Frauen noch über Ruth zu amysieren. Ich fragte mich natürlich warum, die Antwort kam allerdings sofort: Bevor wir wieder gingen mussten die beiden Frauen offenbar unbedingt noch mit einer Attacke und wie kleine Kinder strahlend Ruths Lockenmähne durchwühlen. Was haben wir gelacht! Gibts wohl nocht alle Tage dort, dass man die offenen Haare einer Frau sieht, also muss man doch gleich mal testen, wie sich sowas anfühlt.
      Draußen vor dem Laden nervte uns noch ein offenbar etwas gestörter und ätzender Typ, der immer wieder das selbe an uns ranlaberte. Konnte wohl nix dafür und als wir das begriffen hatten, gings auch schon weiter.

      Dort auf der Hochebene ists echt herrlich, die Straße war gut, nur zeitweise schmal weil der Belag am Rand oft kaputt ist und sich zur Fahrbahnmitte hin weiter kaputtfrisst. Der Himmel sieht auch sehr krass aus: Wohl dadurch, dass man schon etwas höher ist, sind die Wolken recht dicht am Bodenund alles sieht "unecht" aus. Irgendwann tauchte dann im Hintergrund der hohe Atlasmit seinen schneebedeckten Bergen auf - einfach nur gigantisch!
      Dort auf der Hochebene ging ein scharfer Wind, man konnte sich teilweise regelrecht reinlehnen. Hiersieht man das recht gut.
      Irgendwo unterwegs gabs nen Fluss mit einer Brücke, die vom Wasser überspült wurde. Natürlich musste ich da durchfahren. War aber doch recht unspektakulär und leider gibts keine Bilder, die waren auf der anderen Kamera.
      In Zeida hielten wir auch an, um Orangen und Wasser zu kaufen. Dort lief so laute stressige einheimische Musik und es waren derart viele aufdringliche Händler unterwegs, dass wir dort nicht lange bleiben wollten. Ich ließ mir aber noch eine Versteinerung aufschwatzen, die ich gegen Kleingeld und ein altes kaputtes Handy eintauschte. War irgendein Vorgänger von meinem Nokia 3310, also ganz ein alter Brocken und wie gesagt kaputt. Schien nicht zu stören, solche alten Geräte sind anscheinend beliebt. Nächstes Mal werd ich sämtlichen Elektroschrott, der bei uns nix mehr wert ist mitnehmen und eintauschen, dort kann man tatsächlich noch was damit anfangen.

      Wir waren eigentlich noch nicht richtig auf der Suche nach einem Nachtplatz, als wir von der Hochebene runter um eine Kurve fuhren und ein toller See auftauchte. Recht schnell war klar: hier bleiben wir! Von der Straße zum See warens nicht ganz 2km über eine Gerölllandschaft bergab, durch die eine ganz schlechte Fahrspur führte. Ging aber gut zu fahren, der Boden war fest und die Unebenheiten im Rahmen. Außerdem war das Auto dann so weit von der Straße weg, dass man schon sehr genau hinschauen musste, um überhaupt etwas davon zu sehen. Unten wurde das Auto erstmal wieder mit Schnauze nach oben abgestellt und wir testeten das Wasser. Wir mussten eh rein, ein See ist schließlich optimal für eine Wäsche. Das Wasser war allerdings derart kalt, dass ich geschätzt 3 Sekunden komplett drin war, um mir die Haare zu waschen. Ruth lag im Wasser, genoss es und strahlte - was auch sonst? War ja nur so kalt, dass einem dabei sämtliche Weichteile wegzufrieren drohten. Für mich jedenfalls war das nix! Zum Waschen okay, zum Baden unmöglich. Ersteres soll ja auch keinen Spaß machen, Spaß konnte ICH in dieser Kälte jedenfalls nicht haben... Ich musste mich hinsetzen und brauchte ewig, um mir die Klamotten wieder anzuziehen, derart hats mir den Kreislauf zerschossen. Ruth gings genauso, nur dass es bei ihr kein Wunder war, sie hatte sich ewig in den Fluten gewälzt. Sah sicher lustig aus die ganze Aktion, wie wir da wie besoffen rumtorkelten. Jedenfalls war der Tag insgesamt gerettet, wir hatten wieder einen hervorragenden Nachtplatz!
      Zum Kochen mussten wir den Gaskocher ins Auto stellen weil der Wind recht stark war. Den Rest des Tages wurde am Auto rungelungert und ich versuchte noch, das Problem mit dem Vorglührelais zu beheben. Ich hatte am Tag davor schon beim Glühen gehorcht, obs vorne im Motorraum noch "KLACK!" machte und alles war wie gewohnt. Als ich das Relais ausgebaut hatte, bemerkte ich, dass einer der Anschlüsse der Sicherung etwas angeschmort war und dachte, den Fehler jetzt zu haben. Hab die Schraube dort einfach fester angezogen und das Relais wieder eingebaut. Dann nachher getestet und es sah so aus, als wäre jetzt alles ok. Der Motor lief sofort.
      Am nächsten Morgen wollte der allerdings gar nicht. Weil ich aber keine Lust hatte, mich weiter drum zu kümmern und eh keine Ahnung hatte, was da noch sein sollte, wurde hald mit Bremsenreiniger gestartet.

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    • Der Platz direkt am See war hier: N32.0240 W04.4314
      Morgends Gings wieder recht früh weiter, um 7:45 Uhr wurde der Diesel mit Hilfe von einem Schuss Bremsenreiniger in den Luftfilter gestartet. Wir wollten uns weiterhin südlich halten und in tiefere Gegenden kommen, wo es sicherlich wärmer sein würde. Der Basteldiesel durfte gleich nach dem Start über die Geröllpiste hoppeln. Trotz recht krasser Unebenheiten war das kein Problem, man fährt halt langsam.
      Über Er-Rachidia und Meski nach Arfoud ging die Fahrt entlang an Olivenhainen und nachher auch an einigen Oasen (oder wie man die Dinger auch immer nennt) vorbei. In eine solche Oase sind wir auch mal runtergefahren, außer besonders netten Leuten gabs da nix Besonderes und vor allem gibts dort eines nicht: wirklich ruhige Ecken und man kann auch keinen Meter von der Straße runter, dort ist praktisch alles bebaut. Für einen Nachtplatz also weniger ideal, wir bevorzugten da eher die weite Flur.
      Wir fuhren durch Rissani und waren schon wieder auf der Suche nach einem ruhigen Platz zum Kochen und etwas Ausspannen. Südlich von Rissani konnte man einfach rechts von der Straße in die Pampa abfahren, dort war ein riesiges Gebiet total öde mit Sand und Steinchen (so in etwa wie Betonkies) und unzähligen kleinen Hügelchen, meist nur 1-3 Meter hoch. Der Untergrund war überwiegend fest, gut befahrbar und ohne fiese materialmordende Steinbrocken. Ein idealer Platz, um den Basteldiesel mal ein bisschen rein zur Gaudi auszufahren, Böschungswinkel, Steigfähigkeit, Verhalten bei schnell gefahrenen Wellen und sogar Sandfeldern zu testen. Also fuhren wir da einfach raus. Leider gibts nicht ein Bild von der Aktion, auf der anderen Kamera waren einige Bilder und sogar ein kurzes Video. War ganz witzig, man konnte im Sand sogar driften und mächtige Staubwolken erzeugen. Machte so richtig Spaß!
      Pause machten wir dann auf einem der Mini-Hügel, es war hier schon richtig schön warm und die Sonne strahlte ungehindert am blauen Himmel. Herrlich! So langsam fühlte sich das alles genau wie das an, was wir erwartet hatten. Die ganze Fahrt bisher war ja bereits spitze gewesen aber das Wetter war einfach nicht sonderlich toll gewesen. Ab sofort sollte sich das ändern!
      Ich versuchte mich nochmal am Vorglührelais und bastelte eine Drahtbrücke an der vermeintlich defekten Verschraubung der Sicherung. Irgendwie ahnte ich aber schon, dass das halt so bleiben würde. Startet ja auch so. Nur wäre es schon angenehmer, auch nachts nach 3 Sek. Glühen einfach Schlüssel rum und losfahren zu können. So keine Chance. Aber wir fühlten uns sowieso schon total wohl und hatten keinerlei Bedenken, in doofe Situationen zu kommen.

      Irgendwann gings dann auch weiter in Richtung Erg Chebbi. Das ist eine Dünenlandschaft mit riesigen rötlichen Dünen, sieht so richtig krass unecht aus und ist ein toller Touristenmagnet. Das sollten wir auch bald merken. Als wir in der Nähe des Erg Chebbi waren, fuhr ich einfach auf eine der dortigen Pisten, die da hinführten. Was jetzt kam, war einfach nur klasse, ich bekam nämlich das fette Grinsen einfach nicht mehr aus dem Gesicht: man sieht ewig weit, es ist relativ eben, keine Hindernisse und der Untergrund sandiger feiner Schotter und das bedeutet, dass man einfach nur Volllast gibt und Spaß hat! Die Staubwolke hinter mir war beträchtlich, das durch die Kurven Schwimmen herrlich! Wir fetzten also einfach so über die Piste und lernten auch das kennen, was man im Wüstenfahrer-Jargon "Wellblech" nennt. Im Reiseführer war eine Route beschrieben, auf der man den Erg Chebbi umfahren kann, wir hatten vor diese zu fahren und dann irgendwo dort nen Nachtplatz zu suchen. Allerdings war uns das schon recht bald zu blöd: Überall, wirklich überall wo man über irgendeine Piste hinkommt, sind Leute, die einem ihre "Auberge" (Herberge) aufschwatzen wollen. Nicht dass ich etwas gegen Gastfreundschaft hätte aber das war uns gerade einfach zu aufdringlich. Wir waren keine 2 Stunden in dieser Gegend und schon hatten wir ein neues Schimpfwort: "Auberge". Recht schnell war uns klar: hier bleiben wir nicht und dieser Erg Chebbi kann uns mal... So toll ist der nun auch nicht. Da unser Wasser- und Essensvorrat voll war, war es klar, dass wir uns wieder einen Platz mitten in der Pampa suchen würden. Und nachdem wir die kurzen Pisten gefahren waren und uns dort in der Gegend in der Nähe kleiner Dörfer noch umgeschaut hatten, hatte sich herausgestellt, dass man hier recht unkompliziert einfach rumfahren kann, die Gegend ließ das bestens zu (bis auf die "Auberge", die einem überall angeboten wird...). Hier noch ein Bild irgendwo in der Nähe vom Erg Chebbi. Also fuhren wir weiter südlich über Merzouga in Richtung Taouz.
      Von der Hauptstraße aus sah man in der Pampa einige recht steile Hügel, vielleicht so 5-8 Meter hoch. Die mussten befahren werden! Leider gibts auch davon wieder keine Bilder. Es war aber so das krasseste an Steigung, was ich mit dem Auto bisher gefahren bin. Der Schotter war recht grob und mit Sand gemischt, es war aber trotzdem möglich, diese Hügel zu erklimmen: 20m davor, Volllast, 1. Gang fast ausdrehen und hoch. Der Unterbodenschutz schrappte, der Schotterstrahl klingelte am verlängerten Auspuff, es gab eine fette Staubwolke und der Basteldiesel stand oben. Geil! :) Das Ganze wurde zwecks Fotosession mehrmals wiederholt, beim Runterfahren musste der Gang raus, sonst schob das Auto einfach runter.
      Wir fuhren auch bald weiter und bogen auf eine Piste ab, die einfach in die Landschaft führte. Es ging erst so ca. 2km topfeben, dann kurz etwas sandig abwärts. Wir sahen eine mit Bäumen bewachsene Düne und befanden diese schon beim ersten Blick für ganz gut, fuhren aber noch ein Stück weiter, um zu sehen, was weiter hinten noch kommt und ob nicht doch wieder hinter dem nächsten Hügel eine "Auberge" ist. Erst viel weiter hinten war dann ein größerer Hof zu sehen, wir fuhren also zurück und diese Dünean und parkten gleich in Nachtplatzstellung mit Schnauze nach oben. Hier gefiel es uns wirklich bestens! Es war definitiv einer der besten Plätze insgesamt und vor allem war hier endlich Wüstenfeeling geboten! Geräusche gab es praktisch keine, es fuhr nur einmal ein Auto die Piste (200m von der Düne weg) zu dem Hof entlang. Hier schlenderten wir auch einige Zeit einfach nur durch die Gegend und schauten uns die Pflanzen und Tierspuren an, die es da so gab. Überall im Boden waren immer wieder Löcher von irgendwelchen Tieren, wir wussten aber nicht von welchen. Also wurde mit der Taschenlampe einfach jedes Loch inspiziert. Da gabs dann hauptsächlich fette Käfer, Ameisen und andere Insekten. Wir sahen hier sogar unseren ersten Skorpion.
      Hier nochmal die Düne mit Autovon weiter weg. Nochmal von der andren Seite, ich stand jeweils auf den Hügeln die man im Hintergrund sieht.
      Wir kochten wieder und genossen den ruhigen Abend, der Sonnenuntergang war toll und auch der Sternenhimmel klasse! Allerdings hatte ich mir das noch besser vorgestellt. Dazu waren wir wohl einfach nicht weit genug draußen.
      Wir überlegten noch, wie wir am nächsten Tag weiter fahren sollten, geplant war jedenfalls der erste Kontakt mit einer längeren Piste...

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    • Der gediegene Nachtplatz ist bei: GPS N30.9600 W03.9600 (die Daten passen jetzt!)
      Was sowieso schon vor Antritt der ganzen Fahrt klar war: wir wollten Pisten fahren und uns etwas abseits der großen Städte bewegen. Und hier waren wir nun in der Gegend, wo das gut möglich sein sollte. Im Reiseführer war eine Piste von Merzouga nach Zagora beschrieben. 250km nur Piste. Das klingt doch super! Allerdings steht im Reiseführer, dass auf der Strecke eine Stelle zu passieren ist, die ohne Allrad nicht machbar ist. Es gab noch eine andere Piste von wo ganz anderes anfangend, die dann auch auf diese besagte Piste nach Zagora stößt, allerdings kurz nach dieser Problemstelle. Das wäre quasi die für uns mögliche Option, fast genauso viel Piste ohne diese blöde Stelle!
      Die Stelle soll leider ganze 6 Kilometer lang sein und auch nicht zu Beginn der Strecke kommen, sondern erst nach 80km. Jetzt war die Frage: einfach drauflos fahren und dann wenns wirklich nicht klappt umdrehen und erst dann die andere Strecke nehmen? Oder gleich die andere? Wir entschieden uns dafür, drauf los zu fahren und fuhren los Richtung Merzouga. Dort wollten wir noch einmal volltanken und dann konnte es losgehen. Dort angekommen fragten wir uns nach einer Tankstelle durch und ich hatte schon ein schlechtes Gefühl, normalerweise sieht man die Tanken sofort an der Hauptstraße. Hier gab es nämlich keine Tankstelle. Zumindest keine richtige. Auf meine Nachfrage hin wurde ich zu einer Lehmhütte geführt, die nur aus Lehm und Diesel bestand. Diesel war scheinbar tragende Substanz. Im dunklen Inneren stand überall in den verscheidensten Gefäßen Diesel rum und der Typ dort kramte schon nen Trichter raus und fragte, wieviel wir denn bräuchten. Die ganzen Wasserflaschen, in denen der Diesel abgefüllt war, sahen aber nicht sonderlich sauber aus, wer weiß, ob das Wasser vor dem Einfüllen überhaupt überhaupt rausgetrocknet war? Der Trichter war auch total versifft. Nene, das mussten wir uns nicht antun, vor allem wollten wir gute 40 Liter fassen und hier wars recht teuer. Es war schnell klar, dass wir doch nochmal nach Rissani fahren würden, um zu tanken und auch Wasser zu fassen. Nach dieser Aktion fragten wir uns trotzdem nochmal nach der Piste durch, die nämlich hier beginnen sollte. Den Anfang zu finden ist offenbar nicht leicht, Schilder gibts keine. Wir bekamen von einem Einheimischen dort den Tipp, es zu lassen, die Problemstelle beschrieb er uns genau so wie der Reiseführer, auch 6km lang und man sollte Allrad oder ein weiteres Allradfahrzeug haben, sonst würde es schwierig werden. Damit war es nun klar, dass wir zurück in die Stadt zum Tanken fahren und dann die Piste über eine weitere Piste anfahren würden. Besser ist das.
      Wie doof diese Idee eigentlich war, bemerke ich eigentlich auch erst jetzt beim Schreiben: Das einzige, was wir über diese andere Piste wussten, war, dass sich entlang dieser einige Oasen befinden sollten. Dürfte also befahrbar sein dachten wir.
      Es ging also die N13 nördlich zurück nach Rissani und dann westlich auf die N12.
      Bei Mecissi suchten wir also diese Piste, hielten noch an einer Tankstelle an und kauften etwas zu Essen. Wir fragten auch nach der Piste und bekamen grobe Auskunft. Wir fuhren los und suchten den Anfang, fanden aber nichts. Also nochmal zurück ins Dorf und ein paar Jungs gefragt. Gleich hier da beim blablablubb links. Also wieder losgefahren und gedacht: "Ok, wird schon der Weg da hinter der Mauer sein. Da fahren wir jetzt links." Noch beim Abbiegen sah ich, dass die Jungs wild fuchtelten, wahrscheinlich weil es die falsche Stelle war, an der wir abbogen. Ich fasste es in dem Moment jedenfalls als Bestätigung auf und dachte, es solle heißen: "hier, da jetzt rein!" Jedenfalls gings hier gleich nach 200 Metern so richtig zur Sache. Ich war noch garnicht auf Action gefasst und fuhr vielleicht mit 40 Sachen auf dem harten Sand, der dann aber recht schnell weich wurde und von anderen Fahrzeugen tief durchfurcht war. Zurück ging als ich das bemerkte schon auf keinen Fall mehr, bloß jetzt nicht den Schwung verlieren! Also Kickdown, Hebel auf Stufe 2 gerissen, um den 2. Gang zu halten und durchgefräst was ging. Man merkte richtig, wie der Sand bremste, wenn die Pistenmitte etwas erhöht war bzw. die Furchen tief, das Auto schwamm regelrecht drüber, fräste dazu aber fleißig. Die Stelle war gleich locker 200 Meter lang und wir kamen hinten wirklich nur noch mit vielleicht 10km/h an, viel weiter wär nicht gegangen und wir wären jämmerlich eingesandet. Der Boden war dann wieder fest, wir beide erstmal froh und vor allem ich plötzlich hellwach. Also erstmal recht gelacht, zurückgeschaut, Kopf geschüttelt und gedacht: "das kann ja heiter werden..." Zurück wollte ich da jetzt auch nicht, irgendwie aber auch nicht weiter. Wenns schon jetzt so aussieht, wie wirds dann erst nachher? Die Piste war aber deutlich sichtbar und die Richtung stimmte in etwa. Wohlgemerkt: in etwa. Also doch weiter. Schließlich ging das ja, wir waren nicht eingesandet. Die nächsten Kilometer waren auch nicht mehr so heftig, es kamen immer nur kurze Weichsandstellen und dazwischen fester Untergrund. Bei den Weichsandstellen konnte man meist zwischen 2-10 Alternativpisten wählen, weil die richtige schon völlig ausgefahren war und viele Fahrzeuge lieber abseits fahren. Es war dann auch sehr sinnvoll auszuweichen weils sonst einfach nicht geht. Zu tiefe Furchen, zu wenig Bodenfreiheit und zu wenig Traktion. Wobei das mit der Traktion eigentlich geht, solange möglichst viele von den 72PS anliegen. Wenn man gerade wieder so ein Weichsandstück durchfräst und mit 60km/h am Anfang fräst, gehts erstmal gut voran. Wirds dann tiefer oder kurvig, wird die Fuhre langsamer, die Drehzahl und damit die Leistung sinkt und erst bei gut unter 40km/h gehts in den 1. Gang. Man bräuchte nen Zwischengang, der bei voller Drehzahl bei 55-60km/h liegt. Wird man nämlich im 2. langsam, sinkt die Leistung, kommt dann gleich der 1. Gang, ist zwar wieder Leistung da aber die Räder drehen eben maximal 40km/h und es fräst fast zu wenig. So fühlt sich das zumindest an. Problematisch ist hier auch die träge Automatik, die halbe Sekunde ohne Vortrieb vom 2. in den 1. Gang macht enorm viel aus und kostet wertvollen Schwung. Eventuell wäre ein manuelles Getriebe hier besser, da lässt man das Gas dran und die Kupplung reinrauschen und nutzt so den Motorschwung. Dafür hat die Automatik beim Hochschalten wieder Pluspunkte, da wird auch der Motorschwung reingebuttert und es geht quasi ohne Schubunterbrechung, sondern sogar mit etwas Extraschub weiter.
      Es kamen einige Stellen, die echt extrem tief durchfurcht und nicht ohne weiteres umfahrbar waren. Ich hiel oft davor an, latschte kurz alles ab, um die Durchquerung abschätzen zu können und zu schauen, ob nicht irgendwelche miesen Brocken im Sand liegen o.ä., es war aber immer alles ok. Eine Stelle war vielleicht 15 Meter lang aber derart ausgefahren, dass ich wirklich im 2. Gang am Drehzahllimit drauf los fuhr und nur so mit dem U-Schutz über den Hügel in Fahrbahnmitte schwamm, Lenken brachte wenig. Spätestens jetzt war eindeutig klar: der Unterfahrschutz und die Höherlegung haben sich mehr als gelohnt, ohne wäre das schon bis hier definitiv nicht möglich gewesen.
      Der Unterfahrschutz besteht aus einem fetten Bügel unter dem Kühler, der sich am Längsträger abstützt, so dass der Kühler selbst bei hartem Bodenkontakt keinen Schaden nehmen kann. Dann ein mit Streben verstärktes 3mm-Stahlblech unter der Ölwanne, das schon vor der Frontschürze beginnt, sich dort am Bügel anlehnt und bis hinter den Querträger zwischen Motor und Getriebe reicht, dann noch ohne Zwischenraum gleich im Anschluss ein 5mm-Alublech bis hinter die Getriebeölwanne. Die Konstruktion ist sehr stabil, man kann am vorderen Blech das Auto aufbocken. Insgesamt werde ich das alles noch etwas überarbeiten, wenns nochmal auf Tour geht. Das hintere Blech hat zuviel Platz zur Getriebeölwanne und nimmt so unnötig viel Bodenfreiheit, außerdem ist die Überlappung der zwei Bleche verkehrt herum, sodass die Kante beim Sandschwimmen bremst. Also gibts noch etwas Verbesserungspotential.

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    • Servus und vielen Dank für die positiven Rückmeldungen! Gleich wirds wieder weitergehn.

      ... ich glaube sowas mache ich auch nochmal

      Klingt vernünftig. :rasta

      Ich beschreib die Pistenfahrerei recht genau weils mir einfach am meisten gefallen hat, ist also recht viel reiner Text weils genau davon recht wenige Bilder gibt. Eigentlich ist allein schon das ein guter Grund, da wieder hinzufahren...

      Gruß Jo
    • Die Piste war weiter recht abwechslungsreich und es gab auch viele Streckenabschnitte, die man recht schnell fahren konnte, 90-100 waren kein Problem und die Staubfahne war einfach nur herrich! Leider sind auch diese Bilder weg.
      Irgendwann nach mindestens 25km sahen wir einige LKWs vor einem Lehmbau stehen, daneben saßen einige Männer und tranken Tee, offenbar alles LKW-Fahrer. LKWs waren auch die einzigen Fahrzeuge, die uns entgegenkamen. Die haben zumindest was die Bodenfreiheit angeht kein Problem mit der Piste. Wir hielten an und schwatzten ein wenig mit denen und fragten natürlich nach der Weiterfahrt. Sie kannten sich wohl gut aus und waren recht erstaunt, dass dieses Auto bis hier durchgekommen war und meinten, dass dann die weitere Piste bis zur jener Piste, auf die wir eigentlich wollten, auch noch möglich sei. Die übrigen Marokkaner, die wir mit der Karte in der Hand nach dem Weg fragten, konnten sich teilweise garnicht orientieren. Man merkt dort ganz klar, wer ein Fahrzeig für weitere Strecken hat und wer nicht. Der Hinweis auf eine "Auberge" in einigen Kilometern durfte natürlich nicht fehlen und wir bekamen sogar ein Stück Pappe mit dem Auberge-Aufdruck und der GPS-Daten, damit wir die auch auf alle Fälle finden würden. Dieses Stück Pappe stellte sich abends als Aufkleber heraus und ziert seither die Fahrertür des Basteldiesels. Es war aber sowieso noch viel zu früh am Tag für eine Auberge und es war klar, dass wir weiterfahren wollten.
      Unterwegs kamen wir noch an einem Brunnen vorbei. Den mussten wir natürlich genauer anschauen. Es war ein gemauerter recht tiefer Schacht, ein Seil an einer Umlenkrolle ganz oben und an einer Seite war ein aus Autoreifen gebastelter Eimer befestigt. Das Patent funktionierte jedenfalls erstklassig, es kam glasklares Wasser hoch. Gleich neben dem Brunnen war ein Becken als Tränke für die Tiere. Wir brauchten aber kein Wasser, daher fuhren wir bald weiter.

      Irgendwie war uns dann die weitere Fahrt etwas suspekt was die Himmelsrichtung anging, sie stimmte nicht exakt. Aber rechts und links verliefen jeweils nicht allzu weit weg Berge und so konnten wir gar nicht so falsch sein, die Piste war auch gut sichtbar und außerdem ist der Kompaß einer von ATU für 3,99€, der darf gar nicht genau gehen. Es stellte sich erst später heraus, dass wir wohl genau hinter diesen Bergen hätten fahren müssen.
      Irgendwann liefen diese zwei Berge jedenfalls zusammen und es gab nur einen Durchgang, man sah das von Weitem, auch ein Ort war dort schon zu erahnen. Kurz vor dem Ort mussten wir noch einmal massig Weichsandfelder mit perversen Spurrillen durchqueren. Was wir irgendwie nicht registrierten: je weiter man von der eigentlichen Piste weg war, desto fahrbarer wurde der Untergrund. Jedenfalls tat sich dann eine wirklich besonders miese Stelle auf: extrem ausgefahrene Fahrspur, es war unmöglich, da mit den Reifen in den Rillen zu fahren, da so die Bodenfreiheit praktisch komplett weg gewesen wäre. Also versuchte ich, mit den Rädern auf der Erhöhung zu fahren, was auch schon einige Male ganz gut geklappt hatte. Voraussetzung hierfür: die Erhöhung darf nicht runtersacken weil sie zu weich ist. Hier wars aber so und nach nichtmal 30m war Ende, von der Erhöhung runter in die Spurrillen und leicht quer zur Fahrtrichtung stand die Fuhre nun radikal versenkt mit Schwellerkontakt im Sand. Mist! Aber wir wollten ja sowieso einmal einsanden. Der größte Schwachsinn wäre es doch, die schweren Sandbleche unbenutzt wieder heimzukarren...
      Die Bleche hatte ich extra vorher gekauft, sind aus Stahl, die Ausführung mit den tiefen Sicken. Sauschwer die Teile! Aber im Gegensatz zu Alublechen günstig, 3m Blech kosten 30€, d.h. 2 Stück mit je 1,50m. Zusätzlich hatte ich noch kleine Alubleche mit je ca. 50cm dabei, die mir ein Kumpel geschenkt hatte. Eigentlich sind das Auffahrbleche für nen Rasentraktor o.ä. Die wollte ich benutzen, um beim Sandblecheinsatz von den großen Blechen auf die kleinen zu fahren und von diesen dann wieder auf die großen, ohne vorher das Auto wieder aufbocken oder Sand wegschaufeln zu müssen. Ein Blech vor das andere quasi. So kann man gleich einige Meter ohne großen Aufwand fahren.
      Nun, wir steckten also da fest und noch während ich bemerkte dass jetzt Ende ist und ich vom Gas ging, also das Auto noch nicht einmal richtig stillstand, sah ich 200m weiter schon nen Mopedfahrer auf uns zufahren, weiter hinten eine Traube Menschen hinterherrennend. Das gibts doch nicht, hier kann man nicht einmal in Ruhe einsanden! Nicht dass mich die Leute ernsthaft nerven, der Kontakt ist meist cool aber wir hätten doch erstmal gerne allein probiert und nicht gleich die erste Aktion mit 15 Zuschauern gestartet. Außerdem wollten wir wissen, was wir und unser Auto können, was möglich ist. Und nicht was mit Hilfe von 15 Leuten möglich ist. Jedenfalls waren wir 1 Minute später umlagertund helfende Hände sorgten dafür, dass wir 20 Minuten später schon wieder auf festem Boden standen. Im Hintergrund sieht man den Durchgang zwischen den Bergen. Wir gingen die Sache äußerst gemütlich an, hatten ja auch noch keinerlei Übung.
      Ich hatte mir noch einen AirJack besorgt, nachdem ich diesen zum ersten Mal in Wolfsdorf gesehen hatte. Brustof hatte den schnell hergeholt, um ein Auto hoch genug aufzubocken. Mich hat das Patent sofort überzeugt (und ich hätte den "Bedienfehler" auch irgendwann gemacht, wenn ichs nicht in Wolfsdorf beobachtet hätte). Das Ding ist echt Oberklasse, gerade auf Sand. Geht ruckzuck und im Verhältnis zu dem normalen Wagenheber mit Brettchen auf Sand viel sicherer. Sand wegschippen braucht man dazu auch kaum, das flache Ding geht immer drunter, erst da wo die Bleche hinkommen und vor/hinter den Rädern muss geschaufelt werden. Allerdings erwies sich die Schaufel als Quatsch, mit Handschuh an geht das von Hand genauso schnell. Schaufel bleibt nächstes Mal daheim, ein Klappspaten, der sich bei 90°-Stellung arretieren lässt ist besser zum Sand wegschaufeln. Natürlich glotzten die Leute nicht schlecht, als ich den Wagenheber per Auspuff betreib. Cooles Teil! Und extra zu diesem Zweck hatte ich 2 Tage vor der Abfahrt noch den kompletten Auspuff abmontiert, geflickt, ein neues Rohrstück eingeschweißt, alles verstärkt und mit einem geraden Rohrstück am Ende versehen. Der Auspuff muss ziemlich dicht sein, damit das Patent funktioniert.
      Während die anderen arbeiteten, verteilte Ruth an die kleinen Mädchen Haarspängchen und anderen Kram und bekam ein kleines selbstgenähtes Kamel geschenkt. Die warn echt goldig!

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