KM-Zähler im Tacho kaputt, so kann es gehen!

    • KM-Zähler im Tacho kaputt, so kann es gehen!

      Weil Ihr alle so nett seid und mir so sehr geholfen habt, hier mal eine Zusammenfassung für die Nachwelt:

      Tacho kaputt:
      Wenn gar nichts geht, ist es wohl die Tachowelle. Wird die Geschwindigkeit angezeigt, aber Gesamtkilometerzähler (GKZ) und/oder Tageskilometerzähler (TKZ) laufen nicht mehr mit, muss man an den Tacho ran, und das geht so:

      1. Batterie abklemmen (dann nicht mehr abschließen (geht ohnehin nur die Fahrertür), der merkt sich das nämlich und wenn man die Batterie wieder anklemmt – zack – ist die Karre dicht)

      2. Lenkrad runter (nicht notwendig, macht es aber etwas leichter und hilft beim Einbau weil man nur so sehen kann, wo die Stecker wieder hinkommen)

      3. Untere Verkleidung abbauen

      4. Lüftungsrohr links und rechts abziehen und rausfumeln.

      5. Jetzt kommt man an die Tachowelle ran, Überwurfmutter abschrauben

      6. Tachoeinheit vorsichtig von hinten rausdrücken, bisschen Kraft braucht das auch.

      7. Das war jetzt in Rückenlage, wieder rausklettern (auf Blinkerhebel achten!) und alle Kabel abziehen.

      8. Jetzt kann man die Tachoeinheit rausnehmen. Ab in die Stube, das geht da besser.

      9. Jetzt die Tachoeinheit auseinander nehmen. Erst das weisse Plastikteil mit Tacho und linkem Instrumen abschrauben. Vorsichtig herausnehmen, das kann etwas haken. Ziffernblatt ist empfindlich!

      10. Jetzt den Tacho abbauen, 4 Schrauben und eine im Schalter, muss auch runter.

      11. Ist zwar nicht notwendig, aber empfehlenswert, das Ziffernblatt abzunehmen, damit beim rumwürgen am Tacho nichts damit passiert. Dazu muss der Zeiger runter. Zuerst Zeiger vorsichtig über den Pin heben und sehen, wo er steht, da muss er nämlich später wieder hin. Bei mir war eine Markierung am Rand vom Ziffernblatt. Zum abheben empfehlen einige Leute eine Gabel (war bei mir zu weich, sass bomenfest). In einem Akt der Verzweiflung habe ich ihn mit Daumen und Zeigefinder abgezogen – das geht, tat aber ziemlich weh. Hat aber nicht lange geblutet... Zukünftig würde ich einen weichen, sauberen (!!!) Lappen dazwischen nehmen, dann kann eigentlich nichts mit den Fingern passieren. Danach kann man das Ziffernplatt abschrauben. Schraubendreher muss gut passen (Uhrmacher und Uhrenbastler haben so was), einmal abgerutscht und das Ziffernblatt und/oder Schrauben können hin sein) Nun nimmt man das Zifernblatt ab, der Tacho mit Zahlen liegt vor uns. GKZ oben, TKZ unten, wie sonst auch.

      12. Funktion: Der Most kommt von der linken Spindel über ein (bei mir) rotes Zahnrad. Das Zahnrad sitzt auf einer Welle, die durch die 6 Zahlenräder vom GKZ geht. Am anderen Ende dieser Welle ist ein Metallzahnrad, das treibt den TKZ an. GKZ und TKZ hängen zusammen. Das ganze funktioniert so lange, wie rotes und silbernes Zahnrad fest auf der Welle sitzen. Die sind nur aufgepresst und die Welle ist blank wie ein Kinderpopo. Das werden wir gleich ändern.

      13. Fehlermöglichkeiten: Bei VDO rutscht die Welle gerne mal nach links raus, das rote Zahnrad fasst dann nicht mehr in die Spindel. Bei VDO und MotoMeter können sich die Räder auf der Welle lösen, rutschen durch und müssen festgesetzt werden. Wenn sich über den TKZ der GKZ drehen lässt, ist genau das der Fall, sonst würde die Spindel das verhindern.

      14. Reparatur: Die GKZ-Welle muss raus, bei VDO nach links, bei MotoMeter nach rechts, weil MotoMeter rechts eine Messinghülse hat, um den VDO-Fehler zu verhindern. Hat den Nachteil, dass bei MotoMeter das rote Zahnrad auch runter muss. Ich habe das mit tausend Hilfsmitteln am Anfang rausgeschlagen, nachher geht es mit der Hand. Man kann ein 1,5mm Stromkabel nachziehen, dann bleiben die Zahlenräder besser in Position. Richtig rausfallen tut da nichts. Vorher muss man sich die Positionen merken (oder messen) wo die beiden Zahnräder (rot und silber) sind, die wieder auf der Welle festgesetzt werden müssen. Denn an den Stellen muss die Welle aufgerauht werden. Die Aufrauhung möchte man aber nicht im Plastiklager haben! Genauso muss man das Spiel prüfen, was seitwärts auf der Welle ist, schätze 0,5mm. Das braucht man später auch wieder, sonst sitzt der Kram zu fest und es geht sofort wieder kaputt. Das Aufrauhen kann man mit einen schmalen, geriffelten Flachzange machen. Ich habe da erst mal ein paar Kerben reingedonner, war zu viel des Guten, musste alles wieder raus. Klingt alle einfach wenn man weiss wie es geht, ich fand das ziemlich problematisch, weil ich kein Autobastler bin. Dann wird die Welle wieder erst reingeschoben, und reingeschlagen wenn das silberne Metalrad auf die aufgerauhte Fläche auf der Welle kommt. Wenn alles wieder sitzt, darf sich nichts drehen lassen, wird nämlich von der Spindel wieder gehalten. So soll es sein. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass Zahlenräder von GKZ und TKZ in der Mitte sitzen, da, wo beim Ziffernplatt die Aussparungen sind, und dass alle Zahlen sauber in einer Reihe sind. Dann wird der Kram wieder zusammengeklatscht. Bei dem Tachozeiger auf die Position achten, muss genau da hin wo er war. Dann beherzt draufdrücken. Wenn der zeiger schwer runtergeht, muss er auch wieder fest rauf. Beim Einbau in das Gehäuse auf Staub achten, muss ja nicht sein.

      14. Einbau ins Auto geht so wie Ausbau, erst Tachoeinheit anschliessen; alle Stecker fest reindrücken!!! Dann Batterie anklemmen und sehen, ob Lampen und Instrumente wieder gehen. Dann Batt. wieder abklemmen, Tachoeinheit vorsichtig reindrücken und Tachowelle anschrauben. Die sollte tunlichst nicht gebogen werden, sonst zittert nachher die Nadel. Was mir sehr geholfen hat ist, dass ich als Kind im Zirkus mal einen Schlangenmenschen gesehen habe. Dann weiss man, wie man sich im Auto bei diesen Arbeiten bewegen muss. Vielleicht jetzt schon mal das Lenkrad raufsetzen. Nun kommt nämlich der spannende Moment, Batterie anklemmen und Motor anschmeissen und ab die Post. Also bei mir ging alles, habe mich selbst gewundert... Kurze Biege drehen und wenn alles funktioniert, Batt. wieder abklemmen und Lüftungsrohr wieder reinfummeln, das nervt aber hilft ja nichts! Dann die Verkleidung rauf, Schweissperlen von der Stirn abtupfen und das war’s.

      15. Empfehlenswert das zu tun? Einige Kollegen sagen das ist überhaupt kein Akt. Für den der Autoschrauberfahrung hat, stimmt das sicher. Hätte ICH geahnt was das wird, hätte ich es nicht angefasst. Bin Uhrenbastler und kein Automechaniker, habe natürlich auch nicht das richtige Werkzeug. Die Tachos sind für Reparatur eher nicht vorgesehen, aber irgendwie ging es dann doch. MB verkauft nur die ganze Tachoeinheit für € 340 oder so.

      Scheint ja ein häufiges Problem zu sein. Wer es noch nicht hatte, Vorsicht mit dem TKZ. Nullstellung nur im Stand! Wenn das hakt, tachertackertacker auf dem Prömpel, und zwar sanft. So bekommt man das auch auf null. Ich habe meinen GKZ mit dem TKZ bei der Nullstellung zerschossen. Was aufgepresst ist (die beiden Zahnräder auf der GKZ-Welle) und einmal verrrutscht (z.B. bei der TKZ-Nullstellung während der Fahrt, weil da was haken kann) wird ohne diesen Akt nie wieder fest.

      Es gibt bei unseren Kollegen vom 124er auch eine nette Anleitung mit Bildern, schadet nicht, das mal anzusehen:

      ralfstaudenmaier.de/benz/tachorep/index.htm

      Von dem Einbau eines Haltebügels, um das Verrutschen der Welle nach links zu verhindern (nur VDO, MotoMeter hat ja rechts die Messinghülse) halte ich nicht viel. Kann keine dauerhafte Reparatur sein. Die Welle kann nämlich nur verrutschen, wenn das rechte silberne Metallrad schon zu lose auf der Welle sitzt. Wird das vernünftig wieder befestigt, kann konstruktionsbedingt da nichts verrutschen.

      Falls die Aktion notwendig wird, viel Erfolg!

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Chris0511 ()

    • Hey,

      prima Anleitung, hätt' ich selbst nicht schöner machen können ;)!

      Freut mich dass dein Kilometerzähler wieder geht und hoffe dass der Threat zu den Anleitungen verschoben wird!

      Gruß
      Christian

      PS: beim ersten Mal Tachoreparieren habe ich auch Stunden benötigt :rolleyes, heute baue ich den Mist in weniger als einer Stunde ein und aus, ist halt ne' Erfahrungssache. Aber sei doch stolz dass du das geschafft hast, das kann schließlich nicht jeder :D. Dafür habe ich fast schon mal ne' Jaeger le Coultre kaputtrepariert... .
    • Wer genau hinsieht wird feststellen, dass das Zahnrad tatsächlich gebrochen ist. Es passiert dadurch dass die Welle blockiert und die Schnecke mit ihrer Kraft das Zahnrad gnadenlos weiterdreht. Nun bricht das Zahnrad aus seiner Fixierung auf der Welle und wie gesagt bei mir ist das sogar gebrochen. Sieht man gar nicht, ein feiner Riss!!
      Epoxyd hält leider auf dem Kunststoff so gut wie gar nicht, wenn auch sonst Epoxyd ein Wundermittel ist.
      Das beste ist ein passendes Zahnrad aus dem Modellbau finden, dass auf der Welle durch eine Madenschraube fixiert wird.

      Aber nun zu dem Problem der blockierten Welle. Das ist ja die Ursache an und für sich. Die Welle blockiert, weil der Rückstellmechanismus des Tageskilometerzählers eine Tragewelle hat die sich beim Rückstellen dummerweise so verschieben kann, bis sie auf der eine Seite aus dem Loch rauskommt in dem die Welle getragen wird. Nun verkantet der ganze Mechanismus und die Welle des Tageskilometerzähler blockiert und damit auch die Hauptwelle des GesamtKilometerzählers... und wie gesagt ... nun nimmt das Schicksal seinen Lauf und die Schnecke dreht mit ungeheurer Kraft das bisschen Zahnrad von der Welle.
      Nun hat man zwei Probleme die Fixierung des kleinen Zahnrades auf der Gesamtkilometerzähler und die Fixierung der Hebewelle des Tageskilometerzählers.

      Und mal nebenbei bemerkt... hier ist es nur ein Tacho, aber ähnliches vollzieht sich bei ganz anderen Unternehmungen, z.B. Space Shuttle, oder AKW's usw.