Plötzlicher Motorschaden bei 139 000 Km? *gelöst*

    • Plötzlicher Motorschaden bei 139 000 Km? *gelöst*

      Hallo liebes Forum,
      ich frage mit einem Problem mit meinem Baby nach Rat.

      Eines vorweg: Der Mercedes ist Baujahr ´91 und hat erst 139000km gelaufen.
      Er hatte bis dato ausreichend Leistung, unauffälligen Ölverbrauch und es lag kein Wartungsstau vor.
      In den sechs Jahren in denen ich dieses Auto gefahren habe wurde der Motor nie getreten, immer warmgefahren und gut gewartet.
      Der Motor war - soweit ich das beurteilen kann - im einwandfreien Zustand.

      Als ich am Donnerstag Morgen mit meinem 190er zur Arbeit fahren wollte, sprang der Motor nicht an.
      Da ich ein relativ hohes Anlassergeräusch hörte, dachte ich im ersten Augenblick der Anlasser würde nicht einspuren, doch tatsächlich wurde die Kurbelwelle schnell durchgedreht: es wurde schon nach sehr kurzer Zeit nur mit der Anlasserdrehzahl Öldruck aufgebaut.
      Als ich abends nach Hause kam habe ich den Ölstand geprüft und den Kompressionsdruck gemessen:
      - Zylinder 1 und 4 ca. 8 bar
      - Zylinder 2 und 3 ca. 4 bar
      Zuerst vermutete ich wegen den sehr schlechten Werten und dem völlig unvorhersehbarem Auftreten das die Steuerkette übergesprungen ist.
      Heute Mittag habe ich den Ventildeckel abgenommen und die Steuerzeiten geprüft, die aber stimmen.
      Am Ventiltrieb konnte ich nichts ungewöhnliches feststellen, außer das die Ventile von Zylinder 1 auf OT trotz Hydrostößel ca. ein mm fühlbares Spiel hatten, was ja schon ein Indiz für ein krummes Ventil ist.
      Danach habe ich nochmal den Kompressionsdruck gemessen, die Werte waren gleichbleibend schlecht.
      Nachdem ich etwas Öl in den Zylinder gespritzt habe, verbesserte sich der Wert um ca. 0,4 bar.
      Anschließend habe ich den Kipphebelbock vom letzten Zylinder abgenommen und den Kompressionsdruck an diesem Zylinder erneut gemessen, der Wert ist gleichbleibend, bzw. verschlechterte sich nochmals minimal, aber da war die Batterie war auch schon fast leer.

      Einen Zylinderkopfdichtungsschaden kann ich mir nicht vorstellen, dazu sind die Werte auf allen 4 Zylindern zu schlecht.
      Dagegen spricht auch das das Problem so plötzlich aufgetreten ist.
      Aber was soll die Ventile krumm geschlagen haben wenn die Steuerzeiten stimmen und das Auto bis zum Abstellen völlig unaufällig gelaufen ist?
      Ich werde mir nächste Woche mal auf der Arbeit ein Endoskop ausleihen und versuchen damit durch die Zündkerzenbohrung in den Brennraum schauen.
      Vielleicht sieht man da was.

      Was sagt Ihr dazu?
      Was könnte man man noch prüfen um das Problem einzugrenzen?
      Eine Druckverlustmessung wäre in dem Fall unbedingt sinnvoll, aber dazu habe ich leider kein Equipment.

      Gruß
      Martin

      P.S.: Könnte es sein, das ein klemmendes Öldruckregelventil den Öldruck im Ventiltrieb dermaßen erhöht hat das die Hydrostößel die Ventile geöffnet haben und diese mit den Kolben zusammengestoßen sind?
      Aber dann wäre der Motor doch ausgegangen. :?:

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    • Hallo Martin,

      evtl. ist ja kein Ventil krumm, sondern geht einfach nur nicht ganz zu, weil schwergängig?
      Hatte das bei meinem alten Traktor früher schon 2 Mal, das war aber mein Fehler (Ventiltrieb muss ab und an separat geschmiert werden, seit ich das mache ists OK). In der Betriebsanleitung steht drin, man solle bei hängendem Ventil mit einem Hammerstiel senkrecht auf den Ventilschaft schlagen :D Hatte das einmal als der Motor lief (ging dann aus) und einmal beim Kaltstart.

      Ist zwar nicht direkt vergleichbar aber wahrscheinlich läuft das jeweilige Ventil nicht mehr sauber in der Führung. Wenns dumm gelaufen ist, ists bereits krumm...
      Das Ventilspiel zeigt immerhin, dass da was nicht stimmt und das Ventil wohl nicht ganz zu geht, ob nun krumm oder nicht, kann man wohl erst beurteilen, wenn man den Kopf runter hat. Bei meinem Traktor haut dann eben der Kolben das Ventil wieder (fast) zu, da ist das alles halb so wild :yo

      viele Grüße!
      Jo
    • Hallo,

      ich hatte jetzt schon 2 mal den Fall das es probleme mit dem Abbau des Öldrucks gekommen ist. Einmal einen m272 im w203 und dann in einem A3. In beiden Fällen konnte sich der Öldruck nicht abbauen (nur sporadisch) und das Öl in den Hydros konnte nich abgebaut werden. Somit schloss das Ventil nicht mehr ganz. Messung war 0Bar (beim m272 nur auf Bank 2). Nach paar mal durchleiern waren wieder 11Bar dar und der Motor sprang an.

      Bei der Fehlersuche im Netz bin ich auf einen gleichen Fall in einem Audi a2 gestoßen. Der wollte früh auf einmal auch nicht mehr und die Kompression war weg. Alle 4 Ventile waren krumm, weil die Hydros sich nicht mehr zusammendrücken ließen.

      Dein Speil bei den Hydos kommt vielleicht auch daher, dass es krumm bzw. mechanisch fest ist. Vielleicht hat in der Folge irgendwas (Ventil knallt auf Kolben--> schiebt das Hydro zusammen) das Hydro beschädigt.
    • Gullideggl schrieb:

      evtl. ist ja kein Ventil krumm, sondern geht einfach nur nicht ganz zu, weil schwergängig?
      Aber das bei mindestens einem Ventil pro Zylinder?
      Kein Zylinder hat ja ausreichende Kompression.
      Ich werde das mal versuchen, aber mache mir da wenig Hoffnung.

      schmerztablette schrieb:

      läuft denn der Wagen noch und wenn wie?
      Nein, der Motor springt nicht mehr an und hat kaum noch Kompressionspunkte.

      1.8'er schrieb:

      Somit schloss das Ventil nicht mehr ganz.
      Wegen der Vermutung habe ich den Kompressionsdruck ohne Kipphelblock gemessen, denn dann ist das Ventil ja soweit wie möglich geschlossen und die Ventilbetätigung kann als Fehlerquelle ausgeschlossen werden.
      Aber auch so komt keine Kompression an.

      1.8'er schrieb:

      Vielleicht hat in der Folge irgendwas (Ventil knallt auf Kolben--> schiebt das Hydro zusammen) das Hydro beschädigt.
      Ich gehe davon aus das die Ventile krumm sind.
      Sonst müsste wenigstens ohne Kipphebelblock ausreichend Kompression anliegen.
      Zusammen mit dem Ventilspiel in OT-Stellung spricht das für krumm geschlagene Ventile.
      Unklar ist weiterhin warum das passiert ist, zumal die Steuerzeiten stimmen und das Auto bis zum Abstellen einwandfrei lief.

      Da ich selbst KFZ-Mechatroniker bin, würde ich mir zurtrauen den Zylinderkopf auszubauen und überholen zu lassen oder notfalls einen gebrauchten Kopf einzubauen, aber ich habe keinen passenden Ort wo ich so eine Reparatur machen könnte.
      In der spießigen 90er-Jahre-Reihenhaus-Wohnsiedlung in der das Auto liegen geblieben ist, wo frustrierte Nachbarinnen durchs Wohnzimmerfenster jeden Handgriff beobachten und hysterische Rentner bei jedem Tröpfchen ÖL das auf den Aspahlt tropft das Ordnungsamt rufen, ohne Strom und Druckluft wäre so eine Reparatur die sich gestreckt mehrere Wochen hinziehen könnte (habe nicht immer zeit) ein Alptraum für mich.
      Zumal es ja auch nicht mit einem neuen Kopf getan ist.
      Die eigentliche Ursache muss ja auch gefunden und behoben werden.

      Naja mal schauen wie und ob es mit dem Auto weitergeht.
      Ich halte Euch auf dem Laufenden.
      Danke für die Tipps schonmal!

      Gruß
      Martin

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    • Moin Martin,

      erst mal Glückwunsch zur Schrauberlage. Da haben wir das gleiche Los. Keine so richtige Möglichkeit hier auf der Strasse zu schrauben.
      Ventile *mit einmal krumm* macht mich mehr als stutzig. Ventilabriss kann ja nicht sein. Dagagen sprechen die Werte der Zylinder. Steuerkettenübersprung hast ja selber ausgeschlossen. Es ist nicht nur für mich ein Rätsel.

      Gruss Andre
    • Midnightstar schrieb:

      In der spießigen 90er-Jahre-Reihenhaus-Wohnsiedlung in der das Auto liegen geblieben ist, wo frustrierte Nachbarinnen durchs Wohnzimmerfenster jeden Handgriff beobachten und hysterische Rentner bei jedem Tröpfchen ÖL das auf den Aspahlt tropft das Ordnungsamt rufen, ohne Strom und Druckluft wäre so eine Reparatur die sich gestreckt mehrere Wochen hinziehen könnte (habe nicht immer zeit) ein Alptraum für mich.


      Na herzlichen Glückwunsch! Das ist Deutschland: Wir schaffen das. :D Lass die Schrottmühle einfach abschleppen und in die Werkstatt bringen. Die werden dir schon sagen, was damit los ist.
      Gruß,
      Bodo
      190E 2.0 / 190E 2.6 US / CLK 200 / C280



    • Midnightstar schrieb:

      Da ich selbst KFZ-Mechatroniker bin, würde ich mir zurtrauen den Zylinderkopf auszubauen und überholen zu lassen


      ...na das ist mal eine Aussage :rolleyes:

      Jeder Friseur kann den Kopf demontieren da möchte ein KFZ Megatroniker das auch können oder was lernt ihr noch :D

      Ich denke das eher der Ventilsitz schaden geommen hat.

      8 oder 4 Bar sind zu viel für ein Ventil was krumm ist, da reicht wirklich ein kleiner Spalt und der Druck ist gegen null.
    • schmerztablette schrieb:

      Moin,
      Ich denke das eher der Ventilsitz schaden geommen hat.
      von jetzt auf gleich?
      8 oder 4 Bar sind zu viel für ein Ventil was krumm ist, da reicht wirklich ein kleiner Spalt und der Druck ist gegen null.
      und da beisst sich was.


      Gruss Andre


      es beisst sich nichts bei mir... ich denke du weist nicht was gemeint ist und wie das Ventil den Brennraum dichtet. Sehe ich an deinem Beitrag davor.

      @Papstpatrik:

      Im Brennraum befindet sich kein Vakuum oder anders gefragt, wo soll die Luft hin wenn die Ventile zu sind :D
    • 1.8'er schrieb:

      Ich denke das eher der Ventilsitz schaden geommen hat.
      Warum sollten von jetzt auf gleich die Sitze an mindestens vier Ventilen beschädigt sein?
      Bei beschädigten Ventilsitzten wäre aber nicht gleich ein ordentlicher mm Ventilspiel vorhanden, oder?

      Papstpatrick schrieb:

      Vielleicht eine dumme Frage, aber welche Luft soll der nun beim Kompressionstest komprimieren, wenn das Einlassventil und Auslassventil nicht mehr betätigt werden?
      Stimmt, das war ein Denkfehler.
      Interessant das dann trotzdem noch Kompression anliegt.

      Was ich als nächstes geplant habe:
      - mit einem Endoskop in den Brennraum sehen
      - wenn die Kolbenböden und Ventile unauffällig aussehen bei einem Zylinder andere Hydros einbauen und Kompression messen
      - wenn dann immernoch keine Kompression da ist. eventuell Druckverlustmessung machen lassen

      Gruß
      Martin

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    • Mit dem Endoskop wirst du ein krummes Ventil sehen können aber wohl kaum Schäden am Ventilsitz.
      Wenn die schlechte Verdichtung nicht gleichbleibend ist würde ich auf gelößte Ablagerungen tippen. Als Folge davon kann auch das Ventil verbrennen.

      VG
      Fuhrpark:
      72er Simson Star
      78er MZ TS 150
      91er 300TE
      99er Suzuki SV650S
      00er Suzuki SV650 S
      01er SLK 230 AMG
    • Heute hat mir mein Chef freundlicherweise sein Endoskop ausgeliehen, grade habe ich mal damit in den Brennraum geschaut.

      Ich kann mit dem bloßen Auge nicht erkennen das ein Ventil krumm ist.
      Auch auf den Kolbenböden kann ich keinen eindeutigen Ventilabdruck ("D-Markstück", "Halbmond") sehen.
      Für mich ist es schwer zu beurteilen ob die Spuren auf dem Kolbenböden normale Verkokungen sind oder Spuren von einem Ventil oder gar einem Fremdkörper.
      Die Beleuchtung von der Kamera ist extrem hell, aus größerer Distanz oder anderem Lichtwinkel sehen die Kolbenböden ziemlich unauffällig aus, aus der Nähe sehen die Unebenheiten aber wie frische Einkerbungen aus.
      Erschreckend sind allerdings die Partikel an der Zylinderwand (letztes Bild).
      Zum Glück konnte ich mit dem Endoskop auch Fotos machen.
      Jetzt seit ihr dran, Jungs! :D



















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    • Midnightstar schrieb:

      Zitat von »Bruno«
      2. Markensprit ?

      Nein.

      Ich vermute, das die Einlass-Ventile am Schaft Ablagerungen angesetzt haben und nicht mehr schließen.

      Oben schreibst du "Ventilspiel 1mm", war es nur Einlass oder beide ?
      MfG Bruno
      __________________________________________
      Mercedes 190E 2,3 Automatik 11.92
      Ford 20M 2,3ltr., 4-Gang-Automatik,eFH,ZV,Servo,SD 01.66

      Frontantrieb ist Hexenwerk, Schaltgetriebe auch !!!