Überholung der Hinterachse (Achse und Karosseriebereich)

    • Überholung der Hinterachse (Achse und Karosseriebereich)

      Nach 1,5 Jahren Pause habe ich gerade etwas Zeit, um an meinem geplanten Alltagswagen weiter zu arbeiten.
      Es ist ein 190E 2.0 von 1990, 270.000 km, Automatik, astralsilber, innen blau.

      Der vordere Bereich (Achse, Motorraum, Technik) wurde schon damals fertig. Nun geht es unten und hinten weiter. Wie schon bei der Vorderachse, habe ich auch die Gussteile hinten in Zitronensäure entrostet.

      Von links nach rechts: vorher - nach dem Säurebad - nach dem Strahlen der kleinen Rostreste:


      Die Radnaben kamen einwandfrei aus der Säure:



      Insgesamt ist die Methode wesentlich angenehmer als jegliches Hantieren mit Flex, Drahtbürste & Co.
      Es empfiehlt sich nur, vorher mit einem Hammer die groben Rostplatten schon einmal zu entfernen, dann geht es schneller.
      Die Zitronensäure gibt es in Pulverform im Drogeriemarkt, ebenso Natron zum neutralisieren danach. Je wärmer das Bad, desto besser, idealerweise im Sommer draußen, jetzt im Winter dauerte es schon einige Tage - ebenfalls im Freien wegen Knallgasbildung. Essigsäure geht auch, ist aber schwieriger zu beschaffen und riecht nicht gut. Einzige - und schnellere - Alternative dazu wäre für mci eine Strahlkabine, die ich aber noch nicht habe.

      Zum Strahlen verwende ich die kleine Pistole vom Korrosionsschutzdepot mit Glasgranulat, das heftigste Strahlmittel, das ich bisher hatte. Nach der Verwendung aufkehren, durch ein normales Küchensieb rieseln lassen, und auf geht es zum zweiten Leben des Strahlmittels.



      Die Antriebswellen wurden - vor Demontage der Manschetten und am offenen Ende abgeklebt - nur gestrahlt. Das dauerte ca. 15 Minuten je Welle. Das Ergebnis ist nicht perfekt, aber es wird auch nur ein Alltagswagen, also alles gut:



      Danach wurden sie mehrfach mit Tannox eingespinselt und erhalten nach der Montage noch eine Seilfettschicht.

      Dann kam der unangenehmste Teil, das Strahlen des Unterbodens. Die Strahlhaube beschlägt ständig, deshalb habe ich mir irgendwann einfach mit einer transparenten Plastikscheibe, vors Gesicht gehalten und Gehörschutz beholfen. Es muss klar sein, dass einem das Zeug danach trotzdem überall herausrieselt, wenn man über Kopf arbeitet.

      vorher - nachher - nachher mit blau-schwarzem Tannox, das in die Falze/Blechdoppelungen läuft.




      Als nächstes wurde alles, da nicht 100% rostfrei, mit Tannox zwei-drei Mal eingestrichen und einen Tag später folgte Brantho Korrux 3 in 1 in silber in mehreren Schichten. An den Überlappungen kam zunächst noch eine Schicht 1K-Epoxy über das Tannox als Sperre, danach streichbare Karosseriedichtmasse und zwei Tage später das 3 in 1.

      Aufgrund der recht rostarmen Oberfläche hätte ich mich auch mit 2-Komponenten-Epoxy herangetraut, aber die Geruchsbelastung sprach eindeutig für die andere Methode, denn ich hatte keine Lust, mit Lackiermaske unter dem Auto zu arbeiten.

      Beitrag wird fortgesetzt.
    • Leider eine sehr zeitintensive und nervige Angelegenheit. Aber gleichermaßen auch absolut notwendig.

      Extrem wichtig ist es dabei die Hinterachsaufnahmen an der Karosserie gut zu konservieren.

      Ich persönliche gebe alle Teile welche man abschrauben kann zum Sandstrahler meines Vertrauens. Das selber ernsthaft zu entrosten ist eine deprimierende Quälerei.
      Da werf ich lieber paar Münzen in die Kaffeekasse.

      Den Unterboden habe ich an den rostigen Stellen ebenfalls gesandstrahlt. Eine Sauerei die seinesgleichen sucht :D

      Je nachdem wie man konserviert muss man entsprechend Zeit einplanen. Brantho zum Beispiel braucht gefühlt ewig zum trocknen ist aber wohl soweit mir das erklärt wurde das Mittel der Wahl.
      Also lieber einmal länger auf der Bühne und dafür hält es.
      190E 2.3 - 320.000km
      190D 2.5 - 410.000km
    • Mangels Münzen für die Kaffeekasse: Alles von Hand/Kompressor und 16 verbratenen Drahtbürstenköpfen, alles auf der Grube und mit drei Wagenhebern/Holzscheiten/Ketten-Flaschenzügen und nem alten Gabelstapler, immer die Grenzen der Physik ausreizend und hungernd für die Investition in haufenweise Lacke, Farben, Wachse und vor allem Neuteile. Etwa vier Wochen lang jeden Tag malocht wie ein Bergmann unter Tage. Stählerne Bartstoppeln am ganzen Körper und bis in die Untiefen der Unterhose, als Bonus ein geprellter und mehrfarbiger Arm, auf den die Achse inkl. Differential am zweiten Tag plumpste - unterm Strich dann aber glücklich und auch ein bisschen stolz. :thumbup:
      Greetz, Daniel

      ... für Eile fehlt mir die Zeit! 8)
    • @thc04 Ganz ehrlich: Hätte man es vorher gewußt, man hätte es so nicht in Angriff genommen. :phatgrin:

      Leider steht er inzwischen seit Wochen von innen unter Wasser, sobald der schon monatelang andauernde November endlich vorbei sein wird, kommt also wohl die nächste Aktion auf mich zu. Man nennt es wohl "Leben mit alten Autos"...

      Da heisst es dann: Nicht den Mut verlieren! X/
      Greetz, Daniel

      ... für Eile fehlt mir die Zeit! 8)
    • Mittlerweile sind die entrosteten Stellen mehrfach mit Brantho Korrux 3 in 1 eingepinselt. Das schöne an dem Material ist, dass es sich auch an Kanten dick aufschichten lässt.

      Ich verwende am Unterboden immer einen Farbton, der einigermaßen zur originalen Farbe passt, hier RAL 9006 Weißaluminium. Bereiche, an denen verschraubt werden muss, spare ich aus, diese bekommen nur Tannox und Epoxy-Grundierung:




      Wo ich den Unterbodenschutz ausbessere, mache ich das mit streichbarer Dichtmasse, mit einem Einweghandschuh aufgetragen. Danach mit einem Finger, an dem noch etwas Dichtmasse ist, reintupfen, das ergibt eine ähnliche Struktur, hier zu sehen unterhalb der Öffnung im gesamten silbern lackierten Bereich.



      Den Achsträger habe ich sandstrahlen lassen und anschließend mehrfach mit Tannox grundiert. Danach folgten drei statte Schichten Brantho Korrux 3 in 1, erstmals mit dem "3 in 1 Härter" vermischt, dieser soll die Trocknung beschleunigen und die Kratzfestigkeit erhöhen. Zwar wird damit auch kein super schnelles Weiterarbeiten ermöglicht, die Trocknung geht aber schon schneller als sonst - wobei es letztlich wahrscheinlich egal ist, ob man nun einen, zwei oder zehn Tage warten muss, bis man weiterarbeiten kann, wer es eilig hat, muss auf konventionelle Grundierung/Lackierung zurückgreifen. Wie immer beim Pinselauftrag von Brantho Korrux ist die Oberfläche eher rustikal, das schöne aber auch hier wieder: Die gute Kantendeckung. Nicht wundern, es war noch etwas silberne Farbe am Pinsel, daher die Farbschlieren.