Zündschloss blockiert auch nach dem 5. Tag noch...

    • Wenn man das Lenkrad abnimmt und dann die dahinterliegende Kunststoffverkleidung sieht man auf den Pin hin, zu dem Du willst. Ich habe es aber selbst mit gehärtetem Bohrer nicht geschafft das Ding auszubohren. Ich habe das "Rohr", in dem das Lenkradschloss drin sitzt, soweit eingeschlitzt das man die komplette EInheit seitlich herausziehen kann. Wenn das Lenkradschloss dann vor sich hängen hat und dann den eigentlich Zündschalter bzw. die Kappe davon sieht ist es eigentlich gleich ersichtlich wo die Schrauben sitzen - über den Schrauben in die Kunststoffkappe Löcher reingebohrt, durch das Loch die Schrauben gelöst und dann hat man schonmal Lenkradschloss mit Schließzylinder für weitere Schandtaten vor sich.
      Zumindest hab ich das bei meinem so gemacht. Wurde auch alles soweit wieder fest - da ist noch eine Spannschelle drüber.
    • "Ich habe es aber selbst mit gehärtetem Bohrer nicht geschafft das Ding auszubohren"

      Das glaube ich, das Teil ist gehärtet. Abschleifen mit Dremel o.ä. ist aber kein Problem.
      Ein austauschbares Teil zu beschädigen (das Lenkradsckloss) ist mir lieber als alles drum herum kaputt zu machen.
      Die Entscheidung liegt aber immer bei dem betroffenen Kollegen....
    • Du hast recht, er kann sich drehen.
      Es spricht aber nichts dagegen ihn in der Bohrung zur Seite zu drücken (in dem man das Lenkradsckloss in der Führung dreht - nach dem Lockern der M6 Schraube) und damit ihn stabilisiert.
      Ging bei mir relativ gut.
      Aber wie berweits oben geschrieben, es ist jedermanns Sache... :thumbup:

      Es wäre interessant, die alternativ-Methoden auf einem Testfahrzeug zu probieren 8)
      Aber nicht auf meinem =O :P
      Auf jeden Fall tausche ich (nach dieser Erfahrung) den Schließzylinder nach ein Paar Jahren (daily driver) prophylaktisch aus, um dieses Theater zu vermeiden.... kostet ja 10€ oder so und dauert 10 Minuten, wenn es sich noch alles dreht... :thumbsup:
    • Also, ich habe jetzt den Bolzen mit dem Dremel + Hartmetallfräser soweit heruntergefräst, dass ich das Zündschloss nach rechts ziehen kann, hat gut geklappt.

      Aber jetzt stehe ich auf dem Schlauch: Ich habe den Schließzylinder ja noch im Zündschloss stecken (bekomme ihn ja nicht raus) und nach einem gewissen Stück nach rechts komme ich nicht mehr weiter.
      D.h. ich bekomme das Schloss nicht weit genug nach rechts um es herauszuziehen, weil der Schließzylinder zu weit raussteht.

      Hat jemand eine Idee?
    • Nachdem ich die letzten Tage etwas viel um die Ohren hatte hier noch die Auflösung von Freitag: Schlussendlich hat alles geklappt und ich habe erfolgreich das gesamte Zündschloss getauscht.
      Danke euch allen für die Tipps :thumbsup:

      Ich möchte für andere, die zukünftig das Problem haben, ein paar Erfahrungen festhalten und die Infos die ich gefunden habe an einer Stelle zusammentragen.


      Anzeichen:

      Leider gab es bei mir vorab keine Anzeichen, dass mit dem Schließzylinder etwas nicht stimmt. Auch dem Vorbesitzer, der den 190er gefahren ist und den ich gut kenne, ist kein hakendes Schloss o.ä. aufgefallen (allerdings wurde von ihm nach eigener Aussage so gut wie nie das Lenkradschloss eingerastet). Das Problem kann also völlig überraschend aus dem Nichts auftauchen!

      Ich habe den 190er abends auf einem Parkplatz (es war schon etwas kälter) abgestellt, Schlüssel abgezogen und das Lenkradschloss eingerastet. Ab dann hat das Schloss blockiert. Stand jetzt gehe ich davon aus, dass aufgrund des "Rückschlags" des einrastenden Lenkradschlosses die (gealterte und evtl. vorgeschädigte) Feder des ersten Plättchens im Schließzylinder gebrochen ist und das Plättchen somit nicht mehr nach oben in den Schlüsselbart gedrückt wurde. Somit blockiert der Schließzylinder, wie wenn ein falscher Schlüssel eingesteckt wird.

      Erste Erkenntnis: Der Schließzylinder muss getauscht werden!


      Entfernen des Schließzylinders:

      Der Schließzylinder sitzt unter der schwarzen Panzerkappe und ist in das gesamte Zündschloss von vorne eingeschoben. Die originalen, fahrzeugspezifischen Schließzylinder sind bei MB nicht mehr erhältlich. Es gibt aber von diversen anderen Herstellern kompatiblen Ersatz (Kostenpunkt 10 - 20 Euro), dann natürlich mit einem anderen Schlüssel als die restliche Schließanlage.

      Um den Schließzylinder zu tauschen muss sich der Schlüssel in Position 1 befinden (erste Position bei der das Radio angeht). Nur in dieser Position kann mit zwei angespitzen Drähten (Durchmesser ca. 2 mm), Rouladenspießen o.ä. der Schließzylinder und die Panzerkappe entriegelt und entnommen werden. Dazu werden die Drähte in zwei Öffnungen gesteckt, die nur in Position 1 zugänglich sind.

      Zur Info: In Position 0 sind alle Verbraucher aus, der Schlüssel kann abgezogen werden und (wenn man das Lenkrad bewegt) das Lenkradschloss rastet ein. In Position 2 sind alle Verbraucher an, also die Stellung während laufendem Motor.

      Zweite Erkenntnis: Der Schlüssel muss für den Tausch unbedingt in Position 1 gebracht werden!


      Versuche mit den Schlüsseln:

      Ab dann begannen bei mir vier Abende bei eisiger Kälte im Auto, die in meinem Fall leider erfolglos waren. Folgendes habe ich probiert:
      • Alle drei Schlüssel (2x normal, 1x Reserve) immer wieder mit allen erdenklichen Bewegungen durchprobiert
      • Schließzylinder mit Druckluft gereinigt und Graphitspray reingesprüht
      • Hammerschläge, mal vorsichtiger, mal stärker, aufs Schloss und auch auf eingesteckte Schlüssel
      • Mit WD40 geflutet (nachdem das Graphitspray nicht geklappt hat)
      • Zweite Person probieren lassen
      Dann habe ich versucht mit einem sehr dünnen Draht (Durchmesser max. 0,5 mm) das ungefederte Plättchen hochzudrücken, während der Schlüssel im Schloss steckte. Leider hat das nach zwei Stunden immer noch nicht funktioniert.

      Nachdem alle gefühlvollen Versuche nicht geglückt sind habe ich es mit Gewalt versucht: Mit der Flex einen Meißel (mit Sechskant hinten) vorne so zugschnitten, dass er in etwa einem Schlüsselrohling entsprach. Dann in das Schloss "getrieben" und versucht den Meißel zu drehen und das Schloss zu überzeugen. Am Ende ist der Meißel abgebrochen und steckte fest im Schließzylinder - und der war immer noch in Position 0.

      Dritte Erkenntnis: Wenn Position 1 nicht möglich ist, muss das gesamte Zündschloss getauscht werden.
      Und: Vier Abende waren rückblickend zwei zu viel, man sollte m.E. gleich zum nächsten Schritt übergehen, wenn nach 4 bis 5 Stunden mit den Schlüsseln immer noch nichts geht.


      Ausbau des Zündschlosses:

      Wie mehrere hier geschrieben haben gibt es wohl verschiedene Varianten, die zum Ziel führen. Ich habe mich für den Ausbau des gesamten Zündschlosses (besteht aus Schließzylinder, schwarzer Panzerkappe, Mittelteil inkl. Lenkradschloss, Zündschalter) entschieden.
      • Batterie abklemmen.
      • Zunächst muss die Fußraumverkleidung unter dem Lenkrad weg. Dazu werden vier Kreuzschlitzschrauben und eine Plastik-Sechskantmutter gelöst.
      • Dann muss das Lenkrad abgebaut werden. Bei meinem ohne Airbag dazu den Mercedes-Stern (oder gleich die ganze, bewegliche Platte) heraushebeln/abnehmen. Dann am besten die Position der Innensechskantschraube realtiv zum Lenkrad markieren, um später in etwa wieder das gleiche Drehmoment beim Anziehen zu erreichen (oder natürlich einen Drehmomentschlüssel benutzen :whistling: ). Anschließend mit einer 10er Inbus-Nuss die Innensechskantschraube lösen (sitzt sehr fest, am besten mit Verlängerung arbeiten!). Eine zweite Person sollte das Lenkrad dabei so festhalten, dass keine zu großen Kräfte auf das Lenkradschloss wirken. Vor dem Abnehmen des Lenkrads noch die Positon relativ zu dem Vielzahn in der Mitte markieren, um das Lenkrad später wieder in gleicher Positon einzubauen.
      • Dann die drei Kreuzschlitzschrauben lösen, die den Lenkstockschalter befestigen. Anschließend die Verkleidung oberhalb und unterhalb der Lenksäule nach vorne ziehen und somit abnehmen. Den Lenkstockschalter samt den Verkleidungen neben dem Kupplungspedal "verstauen" (das Kabel reicht gerade so).
      • Hinter der anfangs entfernten Fußraumverkleidung sieht man einen schwarzen Schlauch, der von der Mittelkonsole zur linken Lüftungsdüse führt. Diesen auf der Seite der Mittelkonsole ausklipsen und (mit etwas Kraft, nicht zu zimperlich) bis zur Mitte zusammendrücken und hinter die Lenksäule klemmen.
      • In dem freigewordenen Spalt mit einer Taschenlampe reinleuchten: Weit oben, direkt mittig hinter dem Tacho, sieht man eine messingfarbene Mutter an der Tachowelle an der Rückseite des Kombiinstruments. Mit der Hand hineingreifen, bis man sie ertastet hat und die Mutter aufdrehen.
      • Jetzt entweder wie oft beschrieben mit Haken das KI nach vorne herausziehen, oder von hinten drücken - es ist nur eingesteckt. Ich habe das gesamte KI eingesteckt gelassen (außer Lichtwellenleiter) und einfach links mit einem Draht hingehängt.
      • Die Rosette um den Schließzylinder herausnehmen.
      Im weiteren Verlauf wird das alte Zündschloss beschädigt, d.h. man benötigt einen Ersatz. Wie ich herausgefunden habe gibt es zwei verschiedene Ausführungen des Zündschalters und dem dazugehörigen verbauten Stecker hinter dem Kombiinstrument: Eine mit 7 Pins und eine mit 8 Pins. Ich habe mir die Teile-Nr. auf dem Kabel hinter dem Zündschalter angeschaut: 201 540 1732 steht für die 8-polige Ausführung. Mit dieser Info kann man sich jetzt auf die Suche machen nach einem gebrauchten Zündschloss, indem man auf den Bildern immer die Anzahl der Pins zählt. Ich habe eins für 80 Euro in der Bucht bekommen, die meisten anderen haben eher so um die 160 Euro gekostet.

      Außerdem sollte man gleich einen neuen Schließzylinder bestellen. Ich habe einen von Febi genommen, finde die Qualität aber eher mittelmäßig. Würde rückblickend einen anderen nehmen (dann sehen zudem noch die Schlüssel eher wie die originalen aus).

      Dann gehts ans Eingemachte:
      • Die Sechskantschraube an der Manschette um das Lenkradschloss lösen.
      • Der Bolzen 37d lässt sich bei eingerastetem Lenkradschloss nicht eindrücken, um das Schloss herauszuziehen. Deshalb muss dieser mit dem Dremel und einem Hartmetallfräseraufsatz heruntergefräst werden. Achtung: Dabei fallen nicht unerheblich Metallspäne an, deshalb sollte man unbedingt mit Klebeband und Folie drumherum abkleben. Wenn weit genug gefräst wurde lässt sich das Schloss nach rechts ziehen. Wenn der Stift sich mitdreht versuchen ihn irgendwie zu verkanten - und Geduld mitbringen.
      • Bei der Armaturenverkleidung die eine Sechskantschraube unterhalb des Zündschlosses lösen, damit an dieser Stelle die Verkleidung etwas nach vorne gebogen werden kann wenn man weiter macht.
      • Eigentlich baut man das Schloss ohne Schließzylinder aus - ging hier ja nicht. Deshalb muss das Schloss jetzt erst sehr weit nach rechts gedrückt werden bis nichts mehr geht. Dann zieht man den hinteren Teil, wo das Kabel hingeht, zu sich her und dreht das Schloss somit. Wenn es vorne an der Blechlasche (wo das KI einrastet) anschlägt: Die Lasche einfach nach oben wegbiegen, kann man später wieder zurückbiegen. Dann wieder versuchen weiter nach rechts zu drücken.
      • Jetzt sollte man das Schloss in der Hand halten. Es hängt noch an drei Kabeln: Die kleinen beiden vorne dran kann man einfach abklipsen.
      • Das hintere, große Kabel am Zündschalter lässt sich nicht einfach abziehen, da es in Position 0 verriegelt ist. Deshalb als nächstes mit dem Dremel die drei Schrauben, die den Zündschalter am Mittelteil befestigen, auffräsen. Zwei gehen einfach, beim dritten musste ich deutlich mehr Material wegnehmen. Achtung: Dabei fallen nicht unerheblich Metallspäne an, deshalb sollte man unbedingt mit Klebeband und Folie drumherum abkleben. Am besten innerhalb einer Plastiktüte arbeiten.
      • Wenn das erfolgreich war kann man den Zündschalter vom Mittelteil abziehen und mit einem Schraubenzieher auf der jetzt zugänglichen Rückseite des Zündschalters den Stecker entriegeln und ihn abziehen.
      Jetzt hat man das Schwierigste geschafft - der Übeltäter ist draußen :thumbup:

      Vierte Erkenntnis: Dremel und Hartmetallfräser als wichtigstes Werkzeug. Folie erspart später viel Ärger und Zeit.


      Einbau des Zündschlosses:

      Zuerst einmal ein Trockentest bevor man etwas einbaut:
      • Wenn das gebraucht gekaufte Zündschloss mitsamt einem Schließzylinder und Schlüssel geliefert wird diesen zuerst herausnehmen (Position 1, mit Drähten entriegeln, nach vorne ziehen). Am besten nicht mehr verwenden, der hat üblicherweise ja auch schon viele Jahre auf dem Buckel.
      • Testweise den neuen Schließzylinder samt schwarzer Panzerkappe einsetzen (muss auch in Position 1 sein).
      • Wenn alles funktioniert den Schließzylinder wieder ausbauen, restliches Zündschloss verbleibt dann in Position 1.
      Jetzt ohne Schließzylinder das Zündschloss in den 190er einbauen:
      • Die beiden kleinen Kabel und das große Kabel einstecken. Der große Stecker am Zündschalter muss richtig sitzen, sonst klemmt der Verriegelungsmechanismus des Steckers wenn man später den Schlüssel von Position 1 wegdreht!
      • Zündschloss in die Lenksäule einschieben, dazu den Bolzen 37d eindrücken (etwas fummelig weil man da schlecht hinkommt).
      • Die Manschette wieder festschrauben.
      • Den neuen Schließzylinder samt Panzerkappe von vorne in das Schloss einschieben. Dann testen, ob sich alles richtig drehen lässt *
      • Weiterer Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge.
      * Beim Einbau des Schließzylinders hatte ich anfangs Probleme, dass sich der Schlüssel (mit dem Stecker hinten drauf) schwer drehen ließ. Zwei kurze Schläge mit dem Gummihammer auf die Oberseite des Zündschlosses haben das Problem gelöst. Ich glaube der Schließzylinder und/oder Stecker saß noch nicht 100%ig.

      Fünfte Erkenntnis: Alles testen bevor man es einbaut, und zwischendurch auch immer wieder.


      Fazit

      Schlussendlich hat alles geklappt und ich bin mega happy, dass ich meinen W201 jetzt auch wieder auf der Straße und nicht nur auf dem Parkplatz nutzen kann :P
      Nochmals danke an alle, die hier Tipps gegeben haben. Ich hoffe ich konnte mich mit der (deutlich länger als geplanten) Anleitung für andere 190er Fans etwas dafür bedanken.
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