Kaum zu glauben...seit 1. Dezember stolzer Besitzer eines 190D (siehe auch Die ersten Tage mit dem 190D), und nun gibt es den ersten eigentümlichen Defekt...es ist fast ein wenig wie mit meinen alten englischen Autos
Was war geschehen? Auf dem Rückweg von einem Termin in Frankfurt konnte ich auf der A3 hinter Leverkusen wieder Gas geben. Knapp 2.000 km bin ich nach Wiederinbetriebnahme des Wagens nun gefahren, "eingefahren" wird er wohl wieder sein. Irgendwann steht die Tachnadel bei knapp 180, und als ich nach einigen Sekunden wieder auf den Tacho blicke, werden sagenhafte 190 oder so registriert - voll am Anschlag!
Die Freude währt nur kurz, denn dummerweise bleibt das so, an der Atuobahnausfahrt in Düsseldorf. Ich stehe an der Ampel, und der Tacho steht am Anschlag.
Nicht so gut! Ohne Tacho hätte die Rennleitung leichtes Spiel mit mir, bin ich doch mit dem - im Vergleich zu meinen anderen Autos - modernen und leisen 190er sowieso immer zu schnell.
Also wird abends noch das W201-Forum bemüht:
"Tacho hängt" - Fehlanzeige. "Tacho geht falsch" - da finden sich allerdings Tipps zum Ausbau des Kombiinstrumentes. Das sollte man hinkriegen, und wenn da keine Elektronik drinsteckt, krieg ich das auch repariert. Bestimmt
Also ans Werk.
Batterie abklemmen, linken Lautsprecher aus dem Armaturenbrett gerupft, linke Verkleidung unter dem Armaturenbrett entfernt. Da sehe ich auch den berühmten Heizungsschlauch. Beherzt am Anschluß zur Mittelkonsole gezoge - flopp, ab ist er. Nun muß das Ding irgendwie durchdas Kabelgewirr gewurschtelt werden, eher mit Gewalt als mit gutem Willen kriege ich das Ding schließlich links an der Lenksäule vorbeigewürgt.
Nun sehe ich auch schon die Tachowelle - unterm Armaturenbrett liegend rechts von der Lenksäule (Kreis). Wo wir sind? Stellt Euch vor, Ihr liegt auf dem Rücken im Fussraum und guckt nach oben - dann seht Ihr genau das Bild
Die Tachowelle
Die Überwurfmutter ist leichtgängig, schnell ist die Welle vom Tacho getrennt, ich schieb sie noch 2, 3 cm zurück. Ausziehhaken hab ich nicht, aber durch das Lautsprecherloch und von hinten am Armaturenbrett kann man das Kombiinstrument sukzessive nach vorn drücken. Eine sehr schonende und effiziente Methode!
Das Kombiinsturment kommt - an der Mittelkonsole sieht man auch das herausgezogene Stück Heizungsschlauch.
Irgendwann liegt das Trumm auf dem Lenkrad, nun gilt es, die elektrischen Verbindungen zu lösen. Den 15-fach-Vielfachstecker kann man ganz gut mit Hilfe einer Schraubenzieherklinge abhebeln (deswegen auch vorher die Batterie abklemmen, damit man keine Kurzschlüsse baut), der 4-polige Stecker ist etwas widerspenstig, die Anschlüsse für die Lichtleiter, der Strom für die Uhr und das Vorglühlämchen sind problemlos.
Stecker trennen.
Das Instrument liegt nun vor uns. Man sieht ganz klar, wie der Tachozeiger lustlos bei 210 (?) baumelt. Und wenn man ganz genau hinsieht (roter Kreis in der Mitte), erkennt man ein Stückchen Kupferdraht im Kilometerzähler, unten zwischen den Hundertern und den Zehnern. Da liegt wohl des Rätsels Lösung...also Tacho ausbauen und zerlegen.
210 km/h - sogar ausgebaut!
Auf der Rückseite sind 5 Schrauben zu lösen (weisse Pfeile). Das Kabel für den Scheibenreinigungsflüssigkeitsstand ist vorsichtig aus seinem Kabelkanal zu befreien (roter Pfeil). Nun kann der Tacho vorsichtig nach hinten abgezogen werden - vorsichtig sein auf der rechten Seite (grüner Pfeil), da verstecken sich noch etwas schwergängie Steckkontakte.
Fleißarbeit - Schrauben lösen.
Unbedingt spätestens jetzt eine Skizze oder ein Foto oder eine Markierung von der Nadel auf dem Tacho machen - die Position der Nadel ist entscheidend für die Vorspannung der Feder im Tacho, auf der letztendlich die Nadel sitzt. Wird die Vorspannung nicht beachtet, zeigt der Tacho falsch an!
Die Tachonadel bekommt man mit zwei Löffeln ganz gut herunter. Links und rechts neben dem Dorn unter der Nadel positioniert, gilt es, gefühlvoll zu hebeln - und die Nadel ist runter. Nun kann man das Tachoblatt abschrauben - und der Fehler liegt vor einem. Irgendwie hat sich das Federchen für die Vorspannung der Nadel aus seiner Befestigung gezogen (Kreis) - sollte ich zu schnell gefahren sein oder war das nur schlampige Montage, die in 18 Jahren Rentnerbetrieb mit vMax 120 nicht aufgefallen ist? Ich stecke die Tachonadel in ihrer alten Position auf den kleinen Pin (nicht ganz fest, aber so fest, daß sie sich nicht mehr bewegt) und drehe die Feder gegen den Uhrzeigersinn, bis ich sie wieder in ihrem Widerlager einsetzen kann. Das Ende biege ich vorsichtig ein wenig um, damit sich das Malheur beim nächsten Hochgeschwindigkeitsversuch nicht wiederholt.
Kleine Ursache, grosse Wirkung - Feder herausgehüpft.
Nun wird die Nadel wieder abgezogen und die Scheibe montiert und die Nadel wieder draufgesetzt. Es ergibt sich, daß die Nadel genau auf den feinen weissen Strich rechts unterhalb des Nadelanschlags zeigt - laut einem Posting von Schrauber-Jack ist das auch die Nullstellung des Tachos. Jetzt helfe ich der Nadel vorsichtig über ihren Endanschlag und prüfe, ob sie sich ohne irgendwelche Widerstände bis, sagen wir, 180 drehen lässt, und einwandfrei wieder zurückläuft - das wars im Prinzip.
Vorspannung der Tachonadel.
Alles klar? Das Bild zeigt die Nadel in Position (1) in normaler Stellung. Wäre die Feder nicht heruasgesprungen, hätte man vor dem Ausbau der Nadel über den Anschlag in Pfeilrichtung über den Anschlag geholfen. Die Nadel pendelt sich dann ungefähr bei Pos. (2) ein, und und man merkt sich diese Position.
Hat man die Nadel einfach so abgemacht, wird man an der ungefähren Position (2) eine feine Markierung finden. Passend zu dieser Markierung wird die Nadel aufgesetzt und dann von Pos. (2) nach Pos. (1) bewegt, und zwar im Uhrzeigersinn - also entgegen der Richtung des von mir aufgemalten orangenen Pfeils.
Ab jetzt mach ich es mir einfach mit der Beschreibung - wie in den Werkstatthandbüchern von meinen MGs heisst es nun: "Assembling is the reverse procedure (Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge)."
Ein Tip noch: Checkt, ob der kleine schwarze Deckel auch fest auf Nadel sitzt - meiner war ziemlich lose, und wäre spätestens nach 100 Kilometern ins Kombiinstrument geplumpst.
Übrigens: Die Probefahrt auf der Autobahn brachte bei Tacho 100 km/h gestoppte 96 km/h - genug Sicherheitsabstand für die Rennleitung, und genau genug für mich.
Die ganze Geschichte dauert übrigens nur eine knappe Stunde, wenn es reibungslos läuft - plus eine Stunde im Forum recherchieren, aber das lohnt sich!
Viele Grüße und Dank an die "Vorarbeiter" im Forum,
Andreas
Editiert wg. Tippfhelern.
Editiert 23.08.2005: Ergänzung Hinweise zur Vorspannung der Tachonadel
Suchbegriffe:
Tacho geht nicht Tacho hängt Tacho reparieren Tacho defekt Tachometer
Was war geschehen? Auf dem Rückweg von einem Termin in Frankfurt konnte ich auf der A3 hinter Leverkusen wieder Gas geben. Knapp 2.000 km bin ich nach Wiederinbetriebnahme des Wagens nun gefahren, "eingefahren" wird er wohl wieder sein. Irgendwann steht die Tachnadel bei knapp 180, und als ich nach einigen Sekunden wieder auf den Tacho blicke, werden sagenhafte 190 oder so registriert - voll am Anschlag!
Die Freude währt nur kurz, denn dummerweise bleibt das so, an der Atuobahnausfahrt in Düsseldorf. Ich stehe an der Ampel, und der Tacho steht am Anschlag.
Nicht so gut! Ohne Tacho hätte die Rennleitung leichtes Spiel mit mir, bin ich doch mit dem - im Vergleich zu meinen anderen Autos - modernen und leisen 190er sowieso immer zu schnell.
Also wird abends noch das W201-Forum bemüht:
"Tacho hängt" - Fehlanzeige. "Tacho geht falsch" - da finden sich allerdings Tipps zum Ausbau des Kombiinstrumentes. Das sollte man hinkriegen, und wenn da keine Elektronik drinsteckt, krieg ich das auch repariert. Bestimmt
Also ans Werk.
Batterie abklemmen, linken Lautsprecher aus dem Armaturenbrett gerupft, linke Verkleidung unter dem Armaturenbrett entfernt. Da sehe ich auch den berühmten Heizungsschlauch. Beherzt am Anschluß zur Mittelkonsole gezoge - flopp, ab ist er. Nun muß das Ding irgendwie durchdas Kabelgewirr gewurschtelt werden, eher mit Gewalt als mit gutem Willen kriege ich das Ding schließlich links an der Lenksäule vorbeigewürgt.
Nun sehe ich auch schon die Tachowelle - unterm Armaturenbrett liegend rechts von der Lenksäule (Kreis). Wo wir sind? Stellt Euch vor, Ihr liegt auf dem Rücken im Fussraum und guckt nach oben - dann seht Ihr genau das Bild
Die Tachowelle
Die Überwurfmutter ist leichtgängig, schnell ist die Welle vom Tacho getrennt, ich schieb sie noch 2, 3 cm zurück. Ausziehhaken hab ich nicht, aber durch das Lautsprecherloch und von hinten am Armaturenbrett kann man das Kombiinstrument sukzessive nach vorn drücken. Eine sehr schonende und effiziente Methode!
Das Kombiinsturment kommt - an der Mittelkonsole sieht man auch das herausgezogene Stück Heizungsschlauch.
Irgendwann liegt das Trumm auf dem Lenkrad, nun gilt es, die elektrischen Verbindungen zu lösen. Den 15-fach-Vielfachstecker kann man ganz gut mit Hilfe einer Schraubenzieherklinge abhebeln (deswegen auch vorher die Batterie abklemmen, damit man keine Kurzschlüsse baut), der 4-polige Stecker ist etwas widerspenstig, die Anschlüsse für die Lichtleiter, der Strom für die Uhr und das Vorglühlämchen sind problemlos.
Stecker trennen.
Das Instrument liegt nun vor uns. Man sieht ganz klar, wie der Tachozeiger lustlos bei 210 (?) baumelt. Und wenn man ganz genau hinsieht (roter Kreis in der Mitte), erkennt man ein Stückchen Kupferdraht im Kilometerzähler, unten zwischen den Hundertern und den Zehnern. Da liegt wohl des Rätsels Lösung...also Tacho ausbauen und zerlegen.
210 km/h - sogar ausgebaut!
Auf der Rückseite sind 5 Schrauben zu lösen (weisse Pfeile). Das Kabel für den Scheibenreinigungsflüssigkeitsstand ist vorsichtig aus seinem Kabelkanal zu befreien (roter Pfeil). Nun kann der Tacho vorsichtig nach hinten abgezogen werden - vorsichtig sein auf der rechten Seite (grüner Pfeil), da verstecken sich noch etwas schwergängie Steckkontakte.
Fleißarbeit - Schrauben lösen.
Unbedingt spätestens jetzt eine Skizze oder ein Foto oder eine Markierung von der Nadel auf dem Tacho machen - die Position der Nadel ist entscheidend für die Vorspannung der Feder im Tacho, auf der letztendlich die Nadel sitzt. Wird die Vorspannung nicht beachtet, zeigt der Tacho falsch an!
Die Tachonadel bekommt man mit zwei Löffeln ganz gut herunter. Links und rechts neben dem Dorn unter der Nadel positioniert, gilt es, gefühlvoll zu hebeln - und die Nadel ist runter. Nun kann man das Tachoblatt abschrauben - und der Fehler liegt vor einem. Irgendwie hat sich das Federchen für die Vorspannung der Nadel aus seiner Befestigung gezogen (Kreis) - sollte ich zu schnell gefahren sein oder war das nur schlampige Montage, die in 18 Jahren Rentnerbetrieb mit vMax 120 nicht aufgefallen ist? Ich stecke die Tachonadel in ihrer alten Position auf den kleinen Pin (nicht ganz fest, aber so fest, daß sie sich nicht mehr bewegt) und drehe die Feder gegen den Uhrzeigersinn, bis ich sie wieder in ihrem Widerlager einsetzen kann. Das Ende biege ich vorsichtig ein wenig um, damit sich das Malheur beim nächsten Hochgeschwindigkeitsversuch nicht wiederholt.
Kleine Ursache, grosse Wirkung - Feder herausgehüpft.
Nun wird die Nadel wieder abgezogen und die Scheibe montiert und die Nadel wieder draufgesetzt. Es ergibt sich, daß die Nadel genau auf den feinen weissen Strich rechts unterhalb des Nadelanschlags zeigt - laut einem Posting von Schrauber-Jack ist das auch die Nullstellung des Tachos. Jetzt helfe ich der Nadel vorsichtig über ihren Endanschlag und prüfe, ob sie sich ohne irgendwelche Widerstände bis, sagen wir, 180 drehen lässt, und einwandfrei wieder zurückläuft - das wars im Prinzip.
Vorspannung der Tachonadel.
Alles klar? Das Bild zeigt die Nadel in Position (1) in normaler Stellung. Wäre die Feder nicht heruasgesprungen, hätte man vor dem Ausbau der Nadel über den Anschlag in Pfeilrichtung über den Anschlag geholfen. Die Nadel pendelt sich dann ungefähr bei Pos. (2) ein, und und man merkt sich diese Position.
Hat man die Nadel einfach so abgemacht, wird man an der ungefähren Position (2) eine feine Markierung finden. Passend zu dieser Markierung wird die Nadel aufgesetzt und dann von Pos. (2) nach Pos. (1) bewegt, und zwar im Uhrzeigersinn - also entgegen der Richtung des von mir aufgemalten orangenen Pfeils.
Ab jetzt mach ich es mir einfach mit der Beschreibung - wie in den Werkstatthandbüchern von meinen MGs heisst es nun: "Assembling is the reverse procedure (Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge)."
Ein Tip noch: Checkt, ob der kleine schwarze Deckel auch fest auf Nadel sitzt - meiner war ziemlich lose, und wäre spätestens nach 100 Kilometern ins Kombiinstrument geplumpst.
Übrigens: Die Probefahrt auf der Autobahn brachte bei Tacho 100 km/h gestoppte 96 km/h - genug Sicherheitsabstand für die Rennleitung, und genau genug für mich.
Die ganze Geschichte dauert übrigens nur eine knappe Stunde, wenn es reibungslos läuft - plus eine Stunde im Forum recherchieren, aber das lohnt sich!
Viele Grüße und Dank an die "Vorarbeiter" im Forum,
Andreas
Editiert wg. Tippfhelern.
Editiert 23.08.2005: Ergänzung Hinweise zur Vorspannung der Tachonadel
Suchbegriffe:
Tacho geht nicht Tacho hängt Tacho reparieren Tacho defekt Tachometer
Nach frustrierenden und erfolglosen Besuchen bei Altteileverwertern suche ich immer noch:
Türe hinten rechts in nachtgrün (Farbcode 254); Lederinnenausstattung in piniengrün oder schwarz
Türe hinten rechts in nachtgrün (Farbcode 254); Lederinnenausstattung in piniengrün oder schwarz
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